Schennich, Emil Anton (1884-1928), Musikdirektor und Komponist

Schennich Emil Anton, Musikdirektor und Komponist. * Rattenberg (Tirol), 29. 11. 1884; † Innsbruck, 12. 4. 1928. Sohn des Advokaten Emil und der Innsbrucker Altistin Josefine S., geb. Füsselberger; er erhielt ersten Klavierunterricht vom Schullehrer Lutz in Reutte, wo er die Volksschule besuchte. Während seiner Gymnasialzeit in Innsbruck wurde er Klavier-, Orgel- und Theorieschüler im Musikver. bei J. Pembaur Ä. (s. d.), ab 1903 stud. er am Konservatorium Leipzig u. a. Klavier bei J. Pembaur J. (s. d.) und Teichmüller, Meisterkl. bei Reisenauer, und Dirigieren bei Nikisch (s. d.), dazu Phil. an der dortigen Univ. In München bildete er sich danach musikal. noch ein Jahr privat fort. Ab 1908 leitete S. am Konservatorium in Königsberg (Kaliningrad) eine Klavierausbildungskl. und die Konzerte des Orchesters. Mit der Geigerin Hedwig Braun, seiner späteren Gattin, gründete er hier ein erfolgreich konzertierendes Kammermusikensemble. 1916 übernahm S. die Leitung des Konservatoriums in Barmen-Elberfeld, wobei er Konzerte als Pianist und Dirigent im Rheinland und in Westfalen gab. S. wurde 1918 in Innsbruck in Nachfolge J. Pembaurs d. Ä. Dir. des Musikver., Vorstand der Musikschule sowie der Chor und Sinfoniekonzerte. Er lehrte Klavierspiel, Dirigieren und Theorie. S. machte sich gleichermaßen um die Auff. von Werken der Klassik, Romantik und „Tiroler Moderne“ (u. a. J. Pembaur, K. Senn, L. Thuille, eigene Kompositionen) verdient, stellte erstmals dem Innsbrucker Publikum in Gastspielen international renommierte Orchester und Solisten vor, förderte aber auch Auftritte heim. Künstler. In Tiroler Intellektuellenkreisen, wie der „Brennerrunde“ oder bei Bruder Willram (s. Müller Anton), fand S. – auch in Literatur, Malerei und Geistesgeschichte sachkundig – das ihm sonst in Innsbruck manchmal versagte geistige Verständnis. Durch Vorträge über Musik und durch journalist. Tätigkeit versuchte er, das Kunstverstehen zu fördern. Eigene Kompositionen sah er in der Frühphase (um 1910) selbst als „wenig konzedierend“ und als ein „Losringen von alten Formen“ an. Seine Tochter Eva wurde Pianistin.

W.: Klaviersonaten, op. 10 und 11, 1913; Auferstehungs-Sinfonie; Bergpredigt für Chor und Orchester; Kammermusik für Streicher; Klavier- und Orgelstücke; Serenade für Orchester; ca. 60 Lieder (nach Texten von Morgenstern, Rilke und Hesse); etc. – Publ.: E. S. über sich selbst, in: Stimme Tirols vom 21. 4. 1948; Artikel in Ztg., u. a. in Ostpreuß. Ztg., Elberfelder Täglicher Anzeiger, Innsbrucker Nachrichten.
L.: Tiroler Anzeiger vom 13. 9. 1918, 20. 3. 1923 und 14. 4. 1928; Innsbrucker Nachrichten vom 13., 14., 17., 18. und 23. 4. 1928, 11. 11. 1929; Volksztg. (Innsbruck) vom 17., Tiroler Tagesztg. vom 18. 4. 1953, 10. 4. 1968 und 25. 4. 1978; H. Bruner, in: Tiroler Heimatbll. 6, 1928, S. 129; J. Leitgeb, in: Wort im Gebirge 1, 1949, S. 15ff.; A. Riester, in: Österr. Musikz. 25, 1970, S. 707; Einstein; Riemann, 11. Aufl., H. Höpfel, in: Konservatorium der Stadt Innsbruck, FS, 1968, S. 16ff.; G. Pfaundler, Tirol Lex., 1983; W. Frenzel, 90 Jahre Städt. Orchester 1, o. J., S. 32, 35f.; E. Berlanda, E. S., Manuskript, Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck.
(H. Herrmann-Schneider)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 46, 1990), S. 84f.
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