Schiedermayr, Karl (1818-1895), Mediziner und Botaniker

Schiedermayr Karl, Mediziner und Botaniker. * Linz, 3. 11. 1818; † Kirchdorf a. d. Krems (OÖ), 29. 10. 1895. Sohn des Komponisten und Organisten Johann Bapt. S. d. Ä. (s. d.), Bruder des Vorigen; nach Absolv. des Stiftsgymn. Kremsmünster, wo M. Koller (s. d.) sein Interesse für die Naturwiss. geweckt hatte, stud. er 1837–41 Med. an der Univ. Wien, 1843 Dr. med. und Mag. obstet., 1844 Dr. chir. Nach kurzer Spitalspraxis im Allg. Krankenhaus in Wien kehrte er 1845 nach Linz zurück und war als Armenarzt sowie am Blinden- und Taubstummeninst. tätig; 1849 übersiedelte er nach Kirchdorf und wirkte dort 1853–71 als provisor. Bez.Arzt, wurde 1871 Bez.-Arzt der polit. Bez. Kirchdorf und Steyr, 1874 für Linz und Perg mit dem Sitz in Linz, 1875 Statthaltereirat und Landessanitätsreferent für OÖ; 1890 i. R. S., der sich schon in seiner Stud.Zeit mit Botanik beschäftigt hatte, nahm 1856 Verbindung zu I. .S. Poetsch (s. d.) auf, begann gem. mit diesem eine systemat. Aufzeichnung der oberösterr. Kryptogamen und widmete sich dabei speziell der Bearb. der Algen und Pilze. Er unterhielt Kontakte zu A. E. Sauter, Hohenbühel (beide s. d.) u. a. Botanikern, war ab 1847 Ausschußmitgl. des Musealver. Francisco-Carolinum in Linz, ab 1890 Ehrenmitgl. des Mus., ab 1881 Präses des Ver. für Naturkde. in OÖ; er machte sich vor allem um die Erforschung der Kryptogamen verdient, befaßte sich aber auch mit Blütenpflanzen. Mehrere der von ihm entdeckten Pflanzenarten tragen seinen Namen. S.s reichhaltige botan. Smlg. sowie seine umfangreiche Bibl. befinden sich im Oberösterr. Landesmus, in Linz. Neben den botan. Stud. nahm er mikroskop. Untersuchungen des Donauwassers sowie der Brunnen in Linz vor, die offensichtlich den Bau der 1893 eröffneten Linzer Wasserleitung anregten. Musikal. begabt, gehörte er 1845 zu den Gründungsmitgl. des Männergesangsver. Linz und schuf 1852 die Liedertafel Kirchdorf, als deren erster Chormeister er fungierte. S. ist Ehrenbürger von Micheldorf in OÖ und Kirchdorf a. d. Krems (seit 1937).

W.: Versuch einer Darstellung des Vegetationscharakters der Umgebung von Linz, in: Naturwiss. Abhh., hrsg. von W. Haidinger, 3, 1850; Höhenrauch im Juli 1869, in: Z. der österr. Ges. für Meteorol. 4, 1869; Ueber trockene Nebel und den Höhenrauch im Juli 1869 insbes., ebenda, 5, 1870; Systemat. Aufzählung der im Erzherzogthume Oesterr. ob der Enns bisher beobachteten samenlosen Pflanzen (Kryptogamen), gem. mit I. S. Poetsch, 1872, Nachträge . . ., gem. mit M. Heeg und S. Stockmayer, 1894; Eine Granitinsel im Kalkalpengebiete OÖ, in: Oesterr. Botan. Z. 23, 1873; Aufzählung der in der Umgebung von Linz bisher beobachteten Sporenpflanzen, 3 Tle., in: Jahresber. des Ver. für Naturkde. in Oesterr. ob der Enns zu Linz 7–9, 1876–78, auch selbständig; Die Sanitätsverhältnisse der Landeshauptstadt Linz und der eventuelle Einfluss einer Wasserleitung auf dies., 1882; Klima von Linz, Freinberg, in: Z. der österr. Ges. für Meteorol. 19, 1884; Ueber den Mangel an Aerzten auf dem Lande in OÖ und über die Mittel einer Abhilfe dagegen, mit bes. Rücksicht auf die Frage der Wiedererrichtung der chirurg. Lehranstalten, (1885); Das Wasser der Donau bei Linz, in: Jahresber. des Ver. für Naturkde. in Oesterr. ob der Enns in Linz 17, 1887; Eine Mückenseuche, ebenda, 20, 1891.
L.: Linzer Volksbl. vom 31. 10. 1895; 25. Jahresber. des Ver. für Naturkde, in Oesterr. ob der Enns zu Linz, 1896, S. 3ff.; Oesterr. Botan. Z. 32, 1882, S. 213ff.· Th. Kerschner–J. Schadler, in: Jb. des Oberösterr. Musealver. 85, 1933, S. 404f.; H. L. Werneck, ebenda, 86, 1935, S. 264; A. Zerlik, in: Apollo 31/32, 1973, S. 11f.; F. Feichtinger, in: Oberösterr. Heimatbll. 43, 1989, S. 219f., 228ff. (mit Bild); Krackowizer; Wurzbach; R. Steinbach, Österr. Botaniker des 19. Jh., die nicht an Hochschulen wirkten, phil. Diss. Wien, 1959, S. 57f. (mit Werksverzeichnis); F. A. Stafleu–R. S. Cowan, Taxonomic Literature 5 ( = Regnum vegetabile 112), 2. Aufl. 1985; V. Grummann, Biograph.-bibliograph. Hdb. der Lichenol., 1974, S. 439; Flechten –bedrohte Wunder der Natur ( = Kat. des Oberösterr. Landesmus., NF 5), 1986, S. 52ff., 63 (mit Werksverzeichnis); F. Speta, in: Das Mühlviertel, Beitrr., 1988, S. 149f. (Kat.).
(F. Speta)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 112f.
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