Schiel Heinrich Josef (David), Bibliothekar und Schriftsteller. * Wien, 1. 8. 1812; † Wien-Hernals, 25. 1. 1872. Sohn des aus Breslau (Wrocław) stammenden Michael David S. (1776–1852), der als erster tolerierter Jude in Wien das Gewerbe eines Schriftgießers ausübte, Bruders der Philanthropin Julie Schlesinger; besuchte bis 1828 in Wien das Schottengymn., stud. danach bis 1831 an der Univ. Wien Phil., 1831–34 Med., 1833 Dr. phil. Seine Spezialgebiete waren Pharmazie und Botanik. Über Empfehlung des Staatskanzlers Metternich (s. d.) erhielt er eine Anstellung als Privatsekretär bei Marschall Marmont, wurde dessen literar. Mitarbeiter und übers. auch das große Reisewerk des Marschalls ins Dt. 1837 wurde S. Konzeptspraktikant und Amanuensis an der Wr. Hofbibl. 1843 wurde er auf Weisung Metternichs als Offizial in die Staatskanzlei überstellt, wo er u. a. die Katalogisierung der Bibl. der Hofkanzlei durchführte. Im selben Jahr wurde er auch Privatbibliothekar Metternichs. Nach dem Tod des Slawisten Kopitar (s. d.), 1844, wurde S. der Posten eines Korrektors der „Jahrbücher der Literatur“ übertragen, den er bis 1848 innehatte. Im Revolutionsjahr trat S. durch publizist. Arbeiten und polit. Missionen (er war u. a. Mitgl. des Sicherheitsausschusses der Stadt Wien) hervor. Ab 1849 war er als polit. Publizist im Min. des Inneren tätig. 1860 kam S. als Skriptor wieder an die Hofbibl., 1866 Kustos. 1862 begründete er das polit. Organ „Correspondence généraleautrichienne“. S., ein universell gebildeter Mann, trat auch als Übers. ins Dt. und Französ. in Erscheinung.