Schießl von Perstorff, Franz Frh. (1844-1932), Diplomat und Beamter

Schießl von Perstorff Franz Frh., Diplomat und Beamter. * Wien, 19. 3. 1844; † Wien, 10. 3. 1932. Sohn eines Gastwirts; stud. 1862–66 an der Univ. Wien Jus und wurde 1869 Konzeptspraktikant im Außenmin. Seine diplomat. Laufbahn führte ihn 1872 nach Täbris (Iran), 1874 nach St. Petersburg (Leningrad), 1877 nach Athen, 1878 nach Konstantinopel (Istanbul), wo er 1879 w. Legationssekretär wurde, 1882 nach Belgrad, 1887 wiederum nach Konstantinopel und 1891 nach Berlin. 1894 wurde er ao. Gesandter und bevollmächtigter Minister in Teheran, 1895 in derselben Eigenschaft nach Belgrad versetzt. Seine dortige erfolgreiche Tätigkeit lenkte die Aufmerksamkeit K. Franz Josephs auf ihn, sodaß er 1899, mit Wirkung ab 1900, und unter Verleihung der Würde eines Geh. Rates, zum Dir. der Kabinettskanzlei ernannt wurde. In der Folge trat er als Gegner des Kreises um Erzh. Franz Ferdinand (s. d.) hervor. 1916 von K. Karl (s. d.) als Kabinettsdir. bestätigt, trat er dennoch 1917 im Zuge einer allg. Generationenablöse zurück und wurde Mitgl. des Herrenhauses. 1876 nob., 1877 mit dem Prädikat von Perstorff ausgezeichnet und ab 1909 Frh., war S. auch Träger hoher Distinktionen. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie zog sich S. ganz aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Er wird als korrekter, aber nicht phantasiebegabter Beamter geschildert, dessen soziale Herkunft untyp. für seine Karriere war.

L.: N. Fr. Pr. vom 19., RP vom 20. 3. 1914; Neues Wr. Tagbl. vom 3. 3. 1929 und 12. 3. 1932; RP, Wr. Ztg., Wr. Neueste Nachrichten vom 12. 3. 1932; Jb. des k. u. k. Auswärtigen Dienstes 1899, 1898, s. Reg.; P. Hanák, in: Austrian History Yearbook 3/1, 1967, S. 290; Les chefsd’œuvres d’art ancien à i’exposition de la toison d’or à Bruges en 1907, 1908, S. XV; E.d’Albon, Vom Kaiser, 1909, S. 155f.; K. Franz Joseph I. und sein Hof, hrsg. von J. Schneider, 1920, s. Reg; A. Frh. v. Margutti, Vom alten Kaiser, 1921, s. Reg; ders., K. Franz Joseph, 1924, s. Reg; A. Gf. Polzer-Hoditz, K. Karl, 1929, s. Reg; F. Rosen, Aus einem diplomat. Wanderleben 1, 1931, S. 53; Ph. Fürst zu Eulenburg-Hertefeld, Das Ende Kg. Ludwigs II. u. a. Erlebnisse, hrsg. von Fürstin A. zu Eulenburg-Hertefeld, 1, 1934, S. 291; F. Reinöhl, Geschichte der k. u. k. Kabinettskanzlei ( = Mitt. des österr. Staatsarchivs, Erg.Bd. 7), 1963, S. 356ff.; E.Gf. Kielmansegg, Kaiserhaus, Staatsmänner und Politiker, 1966, s. Reg; H. Hanisch, in: Probleme der franziskojosephin. Zeit 1848–1916 ( = Schriftenr. des Österr. Ost- und Südosteuropa-lnst. 1), 1967, S. 36f.; H. Gf. v. Luetzow, Im diplomat. Dienst der k.u.k. Monarchie, hrsg. von P. Hohenbalken, 1971, S. 246, 402; P. Stein, Die Neuorientierung der österr.ung. Außenpolitik 1895–97 ( = Göttinger Bausteine zur Geschichtswiss. 44), 1972, s. Reg; P. Hanák, Ungarn in der Donaumonarchie ( = Schriftenr. des österr. Ost- und Südosteuropa lnst. 10), 1984, S. 270; A. Mayr-Harting, Der Untergang. Österr.-Ungarn 1848–1922, 1988, S. 535f., 785.
(R. Agstner)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 118
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