Schifferer, Josef (1906-1944), Politiker

Schifferer Josef, Politiker. * Pischelsdorf am Engelbach (OÖ), 22. 1. 1906; † Bobrujsk (Weißruss. SSR, UdSSR), 27. 6. 1944 (gefallen). Sohn eines Salzburger Landesbeamten, absolv. S. das Akadem. Gymn. in Salzburg, stud. 1925–29 Dt. und Geschichte an der Univ. Wien, 1932 Lehramtsprüfung und Probejahr, und war dann als Mittelschullehrer tätig. S., der schon seit 1924 Mitgl. der kath. Studentenverbindung Almgau, seit 1925 auch der Austria-Wien war, wurde 1933 Führer im neugegründeten Studentenbund der Ostmärk. Sturmscharen. Während des nationalsozialist. Putschversuchs machte er als Schutzkorpsmann Dienst und wurde in der Folge Landesjugendführer der Ostmarkjugend (Salzburg), 1935 Landesführer-Stellvertreter der Arbeitsgemeinschaftder Österr. Jugendverbände (Jung-Vaterland und Ostmarkjugend). Anläßlich deren Vereinigung zum Österr. Jungvolk im Herbst 1936 avancierte er zum Bundesjugendführer-Stellvertreter und wurde nach Wien berufen. Als der Führer des Jungvolk-Studentenfreikorps, Sepp Dürfeld, der wahrscheinlich bereits damals mit dem Nationalsozialismus sympathisierte, allen Unterführern die Mitgliedschaft beim Mittelschüler-Kartellverband (MKV) verbot, hob S. diese Anordnung, die er als Schwächung des Widerstandswillens ansah, auf. 1937 fungierte S. als Festredner beim MKV-Pennälertag. Nach dem Berchtesgadener Abkommen vom 12. 2. 1938 nahm Dürfeld mit einem größeren Tl. des Österr. Jungvolks an einem nationalsozialist. Fakkelzug teil, worauf ihn S. für abgesetzt erklärte. Gem. mit Leopold Guggenberger und Friedrich Zacke veranstaltete S. sodann bis zum 10. 3. 1938 noch Österr. Jungvolk-Demonstrationen gegen einen „Anschluß“ und wurde in der folgenden Nacht verhaftet. Bis 1943 in den KZ Dachau und Mauthausen inhaftiert, war er nach seiner Freilassung in der Salzburger Tierseuchenkasse beschäftigt und wurde noch im Herbst 1943 als „Kriegsfreiwilliger“ an die Ostfront einberufen.

L.: Salzburger Volks-Ztg. vom 2. 9. 1987; Der Freiheitskämpfer 4/5, 1959, S. 8f.; I. Bärnthaler, Geschichte und Organisation der Vaterländ. Front, phil. Diss. Wien 1964, S. 275; dies., Die Vaterländ. Front, (1971), S. 174; R. Rill, CV und Nationalsozialismus in Österr. ( = Publ. des Inst. für kirchliche Zeitgeschichte 2/19), 1987, S. 143f.; H. Fritz u. a., Farben tragen, Farbe bekennen 1938–45, 1988; F. Zacke in: 1938. Kartellbrüder erinnern sich, 1988, S. 204, 213f.; UA Wien, Archiv des Österr. Ver. für Studentengeschichte, beide Wien; Mitt. J. Windisch, Wien, F. Zacke, Salzburg.
(R. Rill)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 124
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