Schiffner, Karl (1835-1894), Orgelbauer

Schiffner Karl, Orgelbauer. * Zwickau b. Böhm. Leipa (Cvikov, Böhmen), 28. 12. 1835; † Prag, 14. 2. 1894. Sohn eines Tischlers, Bruder des Orgelbauers Heinrich (Jindřich) S. (s. unten); lernte den Orgelbau bei Josef Gartner (Gärtner) in Prag, mit dem er ab 1855 zusammenarbeitete. Nach dessen Tod (1863) übernahm er die Werkstatt und erweiterte sie zu einer der größten ihrer Art in Prag. S. baute ca. 120 Orgeln, sein größtes Instrument (30 Register, 2000 Pfeifen) schuf er für die Kathedrale in Königgrätz (Hradec Králové, Böhmen) 1884. Er übernahm auch Reparaturarbeiten und Rekonstruktionen (u. a. St. Veit in Prag, 1884). Seine Instrumente waren vom Klangideal des Cyrilismus beeinflußt, dessen der musikal. Reformbewegung des Caecilianismus entsprechendes Programm u. a. den Bau neuer Orgelarten erforderte. – Sein Bruder Heinrich (Jindřich) S. (*Zwickau b. Böhm. Leipa, 30. 12. 1853; † ebenda, 7. 3. 1938) kam 1864 nach Prag. Er besuchte hier 1868/69 die Orgelschule, erlernte bei seinem Bruder und in der Fa. Kreutzbach in Borna b. Leipzig den Orgelbau und gründete in Prag eine eigene Werkstatt, arbeitete aber auch weiter mit seinem Bruder zusammen. Nach dessen Tod übernahm er die Fa., vergrößerte sie und mechanisierte die Produktion erheblich. Er erbaute ca. 800 Orgeln von durchschnittlicher Qualität, von seinen zahlreichen Rekonstruktionen sind zwei Instrumente in Prag-Strahov (1898 bzw. 1900) zu erwähnen. 1909 nahm S. an Albert Schweitzers Umfrage über Orgelbau (Internationales Regulativ für Orgelbau) teil. 1916 verkaufte er die Fa. nach finanziellen Verlusten an Josef Růžička.

L.: (meist für Karl und Heinrich S.): Bohemia vom 12. 8. 1883 und 15. 2. 1894; Cyril 64, 1938, S. 12; Černušák-Štědroň-Nováček; MGG; Otto; Otto, Erg. Bd. V/2; J. Srb (Debrnov), Dějiny hudby v Čechách a na Moravě ( = Novočeska bibl. . . . 30), 1891, S. 181; V. Němec, Pražskévarhany, 1944, passim, bes. S. 230ff.; R. Quoika, Der Orgelbau in Böhmen und Mähren ( = Der Orgelbau in Europa 2), 1966, s. Reg.
(J. Ludvová)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 126f.
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