Schilling von Henrichau, August; Ps. Musäus d. J. (1815-1886), Schriftsteller und Beamter

Schilling von Henrichau August, Ps. Musäus d.J., Schriftsteller und Beamter. * Wien, 24. 4. 1815; † Baden (NÖ), 22. 7. 1886. Sohn des Hof- und Gerichtsadvokaten Johann Bapt. S.; absolv, in Wien das Schottengymn. und an der Univ. Wien den 1. Jg. der philosoph. Stud. (1830/31). S. diente einige Jahre bei der Familien-Güter-Dion., in der Buchhaltung, bei der allg. Hofkammer; 1838 trat er als Praktikant in das Oberstkämmereramt ein, wurde Konzeptsoffizial und 1854 Hofkonzipist. 1859 erhielt er Titel und Rang eines HR, wurde 1862 w. Hofsekretär, 1867 Reg. Rat und provisor. Kanzleidir., 1868 w. Reg.Rat und Kanzleidir. 1843 Dr. phil. der Univ. Jena, 1846 Dr. phil. h.c. der Univ. Krakau. Er war Träger in- und ausländ. Orden, 1868 nob. S. trat auch als – äußerst produktiver – Schriftsteller hervor. Als solcher pflegte er die kleinen Formen in allen drei Dichtungsgattungen. Er veröff. im „Österreichischen Zuschauer“, sammelte seine Publ. in Büchern geringen Umfangs, veränderte bei gleichem Bandtitel den Inhalt oder bei gleichem Inhalt den Titel. Er verwendet das Bildungsgut seiner Zeit, Töne, Motive, Stimmungen von Schiller, Goethe, Jean Paul, Zacharias Werner, der Romantik, führt die Wortspielereien des Barock weiter und das Pathos barocker Kriegsdichtung, pflegt die Anspielungstechnik Nestroys (s. d.) und nützt seine Kenntnis des Lokalkolorits von Wien. Echt ist seine Naturbegeisterung im Sinne Rousseaus, sein aufklärer. Antiklerikalismus, sein Stolz, einem bis in das Mittelalter nachweisbaren Patriziergeschlecht anzugehören. S. ist nicht bedeutend als Schriftsteller, aber sehr kennzeichnend als Zeuge des literar. Klimas seiner Zeit.

W.: Sinnged. und poet. Kleinigkeiten, 1833; Faunenkränze, als Fortsetzung der Sinnged. und poet. Kleinigkeiten, 1835; Satyr. Anklänge, 1836, 2. Aufl. 1842; Reifperlen. Novellen, 1838, 2. Aufl. 1840; Lieder und Balladen, 1841; Satyr.–kom. Wr. Skizzen, 1841; Dramat. Contouren, 1842; Spaziergänge eines Wr. Humoristen, 1842; Humorist. Wr.–Lichtbilder, kom. Tabletten aus der Zeit und dem Leben, 1845; Beitrr. zur Geschichte des souveränen Johanniter-Ordens, 1845, 2. Aufl. 1846; Vogelperspektiven eines Wanderlustigen, 1847 (Verse und Prosa); Feldsträußchen. Lieder aus dem Kriegs- und Soldatenleben, 1849, 3. Aufl., 1851; Die Liebe einer Dichterin, 1851 (Schauspiel); Malvina. Romanţ. Ged., 1853; Die chron. Krankheiten des Clerus, 1868; Chronik eines alten schles. Patrizier-Geschlechtes, 1870; Auf und davon! Humorist. Wanderbriefe eines Wieners, 1871;
L.: Brümmer; Giebisch-Gugitz; Kosch; Kosch, Theaterlex.; Nagl-Zeidler-Castle 3, s. Reg.; Wurzbach; J. Seidlitz. Die Poesie und die Poeten in Österr. im Jahre 1836, 1, 1837, S. 161 f.; F. Bornmüller, Biograph. Schrifisteller-Lex. der Gegenwart, 1882; K. Adel, Geist und Wirklichkeit, (1967), s. Reg.; UA Jena, Deutschland, UA Krakau, Polen; Allg. Vervi. A., Wien.
(K. Adel)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 137f.
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