Schindler Franz Friedrich, Pflanzenphysiologe. * Bilawsko (Bílavsko, Mähren), 31. 3. 1854; † Neutitschein (Nový Jičín, Mähren), 16. 10. 1937. Sohn eines Gutsdir. und Pächters; nach Besuch der Oberrealschule in Wien und der landwirtschaftlichen Lehranstalt in Großau (NÖ) stud. er ab 1874 Landwirtschaft an der Univ. Halle a.d. Saale, legte 1876 die landwirtschaftliche Diplomprüfung ab und setzte seine Stud. nach zwei Jahren Praxis auf der Musterdomäne Opočno bei Königgrätz (Hradec Králove), ab 1878 an der Hochschule für Bodenkultur in Wien als Schüler von F. Haberlandt und J. A. Böhm (beide s. d.) fort. 1879 erwarb er die Lehrbefähigung für landwirtschaftliche Mittelschulen, habil. sich 1881 für landwirtschaftliche Pflanzenproduktionslehre und war 1883–86 Ass. am Inst. für Pflanzenbau. Ab 1886 Lehrer für Pflanzenbau an der landwirtschaftlichen Mittelschule in Neutitschein, wurde er 1888 als o. Prof. für Pflanzenbau und Pflanzenphysiol. an das Balt. Polytechnikum in Riga berufen, 1903 als o. Prof. für Landwirtschaft an die Dt. Techn. Hochschule Brünn, war dort 1907/08 Dekan der allg. Abt., 1909/10 Rektor und emer. 1924. S., der schon während seiner Tätigkeit in Wien grundlegende Zusammenhänge zwischen den in den Wurzelknöllchen der Schmetterlingsblütler lebenden Bakterien und dem Gedeihen der Wirtspflanze erkannt hatte, veröff. in Riga zahlreiche wichtige Arbeiten, die bes. geograph.-klimatolog. Probleme sowie Getreide, Flachs und Rüben betrafen. In Brünn bezog er auch die Bodenkde. und das aufstrebende Züchtungswesen in seine Forschungen ein. Er beschäftigte sich mit dem Zusammenhang zwischen den Sorteneigenschaften von Getreide und Zuckerrüben und dem Klima und trat für die Züchtung der dem jeweiligen Klima angepaßten Sorten im entsprechenden Raum, also für Lokalzüchtung, ein und entwickelte aus Lebensgeschichte und Physiol. der Pflanzen Kulturmaßregeln. Verdient machte sich S. in Mähren auch 1904–16 als Insp. für die landwirtschaftlichen Mittelschulen, als Berater für den Flachsanbau und auch durch die erste bodenkundliche Durchforschung der mähr. Ackerböden. Bis ins hohe Alter aktiv, veröff. er noch als 80jähriger neueste Forschungen. Er fand vielfache Anerkennung und wurde u. a. russ. Staatsrat, 1913 HR, 1919 Dr. h.c. der Hochschule für Bodenkultur in Wien, 1924 der Dt. Techn. Hochschule in Prag, 1926 jener in Brünn, 1924 w. Mitgl. der Dt. Ges. der Wiss. und Künste für die Tschechoslowakei, 1927 Ehrenmitgl. der Tschechoslowak. Akad. der Landwirtschaft. S. gilt als Vorläufer der modernen Konstitutionslehre.