Schindler, Michael Norbert (1770-1831), Violinist und Philanthrop

Schindler Michael Norbert, Violinist und Philanthrop. * Gabhorn (Javorná,Böhmen), 29. 4. 1770; † Prag, 10. 11. 1831. Sohn eines Schuhmachers; erlernte das Violinspiel und begann ca. 1786 als Musiker in Karlsbad (Karlovy Vary). Über Prag, Breslau (Wrocław) und Warschau kam er ca. 1795 nach St. Petersburg (Leningrad), wo er in die k. Hofkapelle aufgenommen wurde. S. wurde vom russ. Thronfolger – dem späteren Zaren Alexander I. – gefördert, der ihm von Giovanni Batt. Viotti Unterricht erteilen ließ und ihn an das Pariser Konservatorium zur weiteren Ausbildung schickte; dort war Cherubini sein Lehrer in der Musiktheorie. 1801, nach der Thronbesteigung Alexanders, kehrte S. nach St. Petersburg zurück. Seine in der Literatur als außerordentlich bedeutsam hervorgehobene Rolle im Musik- wie im gesellschaftlichen Leben der Stadt ist allerdings nur sehr unsicher überliefert. 1812 ging S. nach Karlsbad, dann nach Prag, um 1814 wieder nach St. Petersburg zurückzukehren. Nach dem Tod Alexanders (1825) wieder in seiner Heimat, lebte er – in zweiter Ehe mit einer St. Petersburger Kaufmannstochter verheiratet – als sehr vermögender Privatmann und Philanthrop in Prag. In seinem Haus verkehrten u. a. Bolzano (s. d.) und Friedrich Dionys Weber, der erste Dir. des Prager Musikkonservatoriums. Nach dem Tod von S.s Frau (1860) fielen bedeutende Legate aus seinem Nachlaß karitativen Zwecken zu, u. a. 300.000 fl für die Armen St. Petersburgs, 50.000 fl für die Armen Prags.

L.: Karlsbader Ztg. 20, 1970, S. 73; O. Zerlik, in: Sudetenland 3, 1971, S. 220f.; ders., in: Jb. der Egerländer 28, 1981, S. 70f.; O. Quoika, in: Das Tepler Land, hrsg. von J. Schmutzer und O. Zerlik, 1967, S. 210ff.; Egerländer Biograf. Lex . . . ., bearb. und hrsg. von J. Weinmann, 2, (1987); Mitt. A. Schindler, Freiburg i. Breisgau, Deutschland.
(H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 154
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