Schleifer, Mathias Leopold; Ps. Klein (1771-1842), Schriftsteller und Beamter

Schleifer Mathias Leopold, Ps. Klein, Schriftsteller und Beamter. * Wildendürnbach (NÖ), 10. 3. 1771; † Gmunden (OÖ), 26. 9. 1842. Vater des Folgenden, Schwiegervater der Schriftstellerin Emilie S. (s. unter Moriz S.), Schwiegervater des Schriftstellers Karl A. Kaltenbrunner (s. d.), der sich nach seinem Tod um die Hrsg. seiner Werke verdient machte; Sohn eines Gastwirts; besuchte in Wien, wohin seine Eltern bald nach seiner Geburt übersiedelt waren, 1781–86 das Akadem. Gymn. (Anton Joseph Stein war dort einer seiner Lehrer), danach die philosoph. Jgg., mußte jedoch wegen Mittellosigkeit der Eltern seine Stud. abbrechen. Erst ein von Joseph II. gewährtes Stipendium ermöglichte nach vergeblichen anderen Versuchen deren Fortsetzung (sein mit 1789–93 angegebenes Jusstud. ist ungesichert). 1794 wurde S. Amtsschreiber in Velm bei Himberg, 1796 in Oberhöflein, 1799 Kastner in Litschau, 1801 Oberbeamter in Wallsee, 1805 Pfleger in Ulmerfeld, 1806 leitender Zivilbeamter im Spital Amstetten, 1807 Pfleger in Wallsee, wo er 1813 die Leitung der Schanzbauten übernahm. 1814 Oberbeamter der Staatsherrschaft Sierning im Traunkreis, wurde er 1826 in gleicher Funktion nach Spital am Pyhrn berufen, 1830 nach Ort bei Gmunden. 1837 wurde er über Verwendung von Erzh. Maximilian d’Este Bergrat beim Salinenoberamt Gmunden. 1838 erkrankte er schwer und blieb bis zu seinem Tod leidend. S. war seit seiner Jugend dichter, tätig. 1792 erschien das „Denkmal unserer Freundschaft“, das Ged. von S., Benedikt v. Auffenberg und Franz Bernhard Engelbert Gruber enthält, 1794 der am Hofburgtheater unter Ps. aufgef. Einakter „So handeln Freunde“, der, Lessings „Minna von Barnhelm“ stark verpflichtet, den Familienbildern um Otto Heinrich v. Gemmingens „Teutschen Hausvater“ zugehört. 1830 folgten die „Poetischen Versuche“, 1841 die „Gedichte“. S. ist gläubiger Katholik, bewußt dt., erfüllt von Vaterlandsliebe, die er auch mit Gefahr seines Lebens in der Zeit der französ. Besatzung bewies. Er hält die Vernunft hoch, ist literar. reich gebildet, hat eine starke Neigung zum Epigramm. Ein beträchtlicher Teil seines Werks ist Gelegenheitspoesie im engen Sinn des Wortes, oft über viele Strophen erstreckt. Das Ged. „An meinen Arzt“ nennt seine Lieblingsdichter: Kleist, Bürger, Hölty, Schiller; in Anklängen, Zitat und Nennung bekennt er sich zu einer Reihe weiterer Dichter. Gegen Ende seines Lebens erlahmt die Kraft des Rhythmus, gewinnen düstere Stimmungen Raum. S. war hoch geachtet als Freund, als Beamter, als Dichter. Sein berühmtester Freund war Lenau (s. Niembsch v. Strehlenau), der ihn zum erstenmal im August 1830 in Schloß Orth besuchte. Dieses wurde in den 30er Jahren als Dichterheim bezeichnet: u. a. kamen Anastasius Grün (s. A. A. Gf. Auersperg), Bauernfeld (s. d.) und Johann Nep. Vogl zu S. auf Besuch. Lenau besorgte Druck und Korrektur des Ged.Bd. von 1841, er nannte S. die „österreichische Lerche“.

W.: Briefe, in: Oberösterr. Jb. für Literatur und Landeskde. 1, 1844, 2, 1845; Ged. Gesammt-Ausg., hrsg. von K. A. Kaltenbrunner, 1847 (mit Biographie); Sämtliche Werke, hrsg. von H. Badstüber, 1911 (mit Biographie); Beitrr. in Iris, Allg. Wr. Musik-Ztg., Oberösterr. Jb.; usw.
L.: Tages-Post (Linz) vom 11. 3. 1926; N. Endisch, in: 10. Jahresber. des Kommunal-Obergymn. in Gmunden am Traunsee, 1906, S. 3ff., H. Badstüber, in: Grillparzer-Jb. 19, 1910, S. 151ff.; ADB; Brümmer, 18. Jh.; Goedeke, s. Reg.; Graeffer-Czikann; Nagl-Zeidler-Castle 2–4, s. Reg. (mit Bild); Wurzbach; A. Wolf, M. L. S., phil. Diss. Wien, 1931 (mit Literaturverzeichnis); N. Lenau, Sämtliche Werke und Briefe, hrsg. von W. Dietze, 2, 1971, s. Reg.; kath. Pfarramt, Wildendürnbach, NÖ, und UA Wien.
(K. Adel)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 181
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