Schlein, Anton Franz (1878-1938), Meteorologe und Ballonführer

Schlein Anton Franz, Meteorologe und Freiballonführer. * Salzburg, 16. 11. 1878; † Salzburg, 11. 8. 1938. Sohn eines Bürgerschuldir.; stud. ab 1897 an der Dt. Univ. Prag kosm. Physik und Astronomie, 1902 Dr. phil., und war 1900–02 aushilfsweise Ass. an der Univ.Sternwarte in Prag; trat 1903 als Ass. in den Dienst der Zentralanstalt für Meteorol. und Geodynamik in Wien, wurde dort 1906 Adjunkt, 1911 Sekretär, 1921 Reg.Rat, 1925 Observator l. Kl. sowie Abt.Vorstand, 1935 Vizedir. und trat 1936 i. R. Ab 1903 mit Ballonen der militäraeronaut. Anstalt aufgestiegen, erwarb S. 1904 alssechster das Diplom für Freiballonführer des Österr. Aero-Clubs, nahm dann an Fahrten dieses Clubs teil und tat sich bald durch sportliche Höchstleistungen hervor, so legte er die längste Alleinfahrt zurück, erreichte noch im selben Jahr die höchste bis dahin zurückgelegte Geschwindigkeit und belegte u. a. 1906 den 3. Platz beim Ballonwettbewerb des Berliner Ver. für Luftschiffahrt. Im Juli 1905 erlangte er in Alleinfahrt und ohne Sauerstoffgerät mit fast 7.800 m den Höhenweltrekord in seinerKl., in Österr. aber den absoluten Höhenrekord, eine Leistung, die erst 1937 überboten wurde. Während seiner zweiten Hochfahrt in diesem Jahr nahm er die bis dahin aus größter Höhe – ca. 7.000 Meter – hergestellte Photographie auf. Bis 1910 beteiligte er sich an sportlichen Konkurrenzen, stellte seine flugtechn. Fähigkeiten jedoch auch in den Dienst der Wiss. und führte Hochfahrten zum Zweck meteorolog. bzw. atmosphär. Untersuchungen durch, alleine 32 in den Jahren 1904–06, darunter mehrere in Höhen von über 7.000 Metern. Daneben betrieb er gem. mit Th. Scheimpflug (s. d.) aerophotogrammetr. Stud. und stürzte schließlich 1910 kurz vor der Zusammenkunft der Internationalen Komm. für wiss. Luftschifffahrt, bei der er Österr. durch Aufstiege vertreten sollte, ab. In der Folge beschränkte er sich auf die Förderung meteorolog. wiss. Ballonfahrten, wozu er speziell später als Abt.VorstandGelegenheit hatte. Ab 1904 Mitgl. des Österr. Aero-Club, war er in dessen Rahmen Führer 1. sowie Fahrwart 2. Kl., gehörte dessen wiss. Beirat sowie verschiedenen Komm. und Ausschüssen an, zuletzt auch jenem für Luftverkehr. S. verband hohes sportliches und flugtechn. Können mit wiss. Zielsetzungen.

W.: Die Hochfahrt auf 7.800 Meter, in: Wr. Luftschiffer-Ztg. 4, 1905; Die September-Hochfahrt, ebenda, 4, 1905 (mit Luftaufnahme); Der Unfall, ebenda, 9, 1910; Anleitung zur Ausführung und Verwertung meteorolog. Beobachtungen ( = Jelinek’s Anleitung zur Anstellung meteorolog. Beobachtungen, 6. Aufl.), 1915; Tafeln zur Bestimmung des Wasserdampfgehaltes der Luft, gem. mit J. N. Dörr, 1925; usw.
L.: N. Fr. Pr. vom 7. 7. 1905; Wr. Luftschiffer-Ztg. 4, 1905, S. 11 (mit Bild),149f., 184; K. k. Österr. Aero-Club. Jb. 1916, 1916, S. 119ff. (Verzeichnis der wiss. Hochfahrten); Kosch, Kath. Deutschland; 30 Jahre Österr. Aero-Club 1901–31, 1931, S. 28; H. Loew, Österr. Pioniere der Luftfahrt, (1953), S. 31f., 46, 62; H. Ficker, in: Denkschriften Wien, math.-nat. Kl. 109, 1955, S. 20.
(W. Lenotti)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 182f.
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