Schlesinger, Sigmund (Samson); Ps. Sigmund (1811-[verschollen seit] 1849), Schriftsteller und Arzt

Schlesinger Sigmund (Samson), Ps. Sigmund, Schriftsteller und Arzt. Geb. Wien, 9. 1. 1811; seit 1849 verschollen. Sohn eines 1826 verstorbenen Kaufmanns und Börsensensals, mos.; besuchte 1820–26 das Schottengymn. in Wien, absolv. dann die philosoph. Jgg. an der Univ. Wien, wo er ab 1828 Med. stud., 1836 Dr. med. S. ging dann als Arzt nach Dalmatien, 1848/49 diente er als solcher in der Honvedarmee und gilt seither als verschollen. Ab 1828 trat S. – zuerst mit Gelegenheitsdichtungen und in den dreißiger Jahren auch als Rezensent für Bäuerles (s. d.) „Theaterzeitung“ – schriftsteller, hervor. Seine „Mährischen Wanderbriefe“ (1835) zeigen ihn in der Nachfolge der Romantik, bes. Ludwig Tiecks, mit Naturschilderung, Kunstgespräch, Andeutungen einer Handlung, und bezeugen eine erstaunliche Kenntnis der dt. und europ. Literatur sowie des Wr. Literatur- und Bühnenlebens. So erwähnt S. darin den Nibelungenvers, der von Heinrich Joseph v. Collin und Ludwig Uhland in die dt. Literatur eingebracht worden war; in dieser damals weit verbreiteten Form sind auch die hist. Stimmungsbilder des „Vindobona“-Epos abgefaßt. S. ist ein als Übers. (etwa seine „Eleonore von Toledo“, 1833, aus dem Italien.) wie als Dichter begabter, zum Eleg., aber auch zum grausam Düsteren neigender Autor im Bereich der Prosa und versep. Formen.

W.: Herbstnovellen, 1835; J. Gusikow und dessen Holz- und Stroh-Instrument, 1836; Diss. inauguralis physiologico-medica de influxu chemismianimalis in medicinam, 1836; Vindobona. National-ep. Dichtung, 2 Abt., 1837–1838; Pharmaceut.-chem. Tabellen zum Gebrauche für pract. Aerzte und Apotheker . . ., 1838; usw.
L.: Brümmer; Kosch; Wininger; Wurzbach; J. Seidlitz, Die Poesie und die Poeten in Oesterr. im Jahre 1836, 1, 1837, S. 164f.; K. Adel, Geist und Wirklichkeit (1967), s. Reg.; UA Wien.
(K. Adel – E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 198
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