Schlesinger Wilhelm, Mediziner. Geb. Wien, 6. 6. 1869; gest. Grenoble, Dep. Isère (Frankreich) ?, 18. 9. 1947. Entstammte einer jüd. Familie, trat aber 1896 zur evang. Kirche AB über; stud. ab 1884 Med. an den Univ. Wien und Graz (1889/1890), 1893 Dr. med. (Wien), arbeitete 1892–94 als Hilfsarzt bei Nothnagel (s. d.) in Wien, 1894–97 als Ass. Bernhard Naunyns und Volontärarzt der Medizin. Klinik an der Univ. Straßburg, kehrte 1897 als prakt. Arzt nach Wien zurück und habil. sich 1904 für innere Med. an der Univ. Wien, wirkte 1908–11 als Leiter des Ambulatoriums für Magen- und Stoffwechselkrankheiten an der III. medizin. Klinik, 1911–19 als Abt.Vorstand am K.- Franz-Joseph-Spital, war dazwischen aber während des Ersten Weltkriegs zuerst als Rgt.-Arzt, nach 1914 aber als Stabsarzt in Wien und Przemyśl tätig. 1921 Tit. ao. Prof., kam er 1935 als Chef des Obersten Sanitätsrates nach Tirana und lebte ab 1939 in Grenoble. S. beschäftigte sich, angeregt durch seinen Straßburger Aufenthalt, vor allem mit Stoffwechselkrankheiten, bes. mit Diabetes, und hielt 1907 an der Univ. Wien als erster mit prakt. Übungen verbundene Vorlesungen über Diät und Küche, die er in einem Lehrbuch zusammenfaßte. In Albanien war er um die Reform des Sanitätswesens bemüht und richtete mit Hilfe von Wr. Ärzten ein modernes Krankenhaus in Tirana ein. S. war mit Helene (geb. 5. 7. 1874), Tochter des Straßburger Ophthalmologen Ludwig Laqueur (1839–1909), verheiratet; seine Tochter Annemarie (geb. Wien, 5. 9. 1903) war ebenfalls Medizinerin, bis 1935 Hilfsärztin an der II. medizin. Klinik in Wien und folgte ihm sowohl nach Albanien wie nach Grenoble. S., dessen Name mit der Zink-Acetat-Urobilin-Reaktion verbunden ist, hat die Bedeutung von Ernährung bzw. Diät für den Stoffwechsel erkannt und aufgezeigt.