Schlick Moritz, Philosoph. Geb. Berlin (Deutschland), 14. 4. 1882; gest. Wien, 22. 6. 1936 (ermordet). Sohn eines Industriellen, evang. AB; stud. Physik, Chemie, Mathematik und Phil. an den Univ. Berlin (1900–04), Heidelberg (1901) und Lausanne (1902). 1904 prom. er an der Univ. Berlin bei Max Planck mit der philosoph. Diss. „Über die Reflexion des Lichtes in einer inhomogenen Schicht“. 1911 habil. er sich mit einer Untersuchung zum Wahrheitsbegriff an der Univ. Rostock, wo er in der Folge als ao. Prof. der Phil. tätig war. 1921 wurde S. als o. Prof. an die Univ. Kiel (Lehrstuhl für Naturphil. und Ethik) berufen, 1922 auf Initiative von H. Hahn (s. d.) an die Univ. Wien, wo er den seinerzeit für E. Mach (s. d.) geschaffenen Lehrstuhl für Phil. der induktiven Wiss. übernahm. Einen Ruf an die Univ. Bonn lehnte er 1929 ab, las jedoch als Gastprof. 1929 in Stanford, 1931/32 in Berkeley (beide USA) und 1932 an der Univ. London. Protestant und eher liberal orientiert, hielt er sich von tagespolit. Fragestellungen fern. Ab 1928 war S. Obmann des Ver. „Ernst Mach“, der bis zu seiner Auflösung 1934 die Gedanken des Wr. Kreises popularisierte. Von seinem ehemaligen Schüler Hans Nelböck, der sich persönlich und beruflich von S. verfolgt fühlte, wurde er in der Wr. Univ. ermordet. S. stand im Mittelpunkt des Wr. Kreises und somit mit Denkern wie Rudolph Carnap, O. Neurath (s. d.), Friedrich Waismann, Herbert Feigl und H. Hahn in enger Verbindung, denen er die Phil. Ludwig Wittgensteins vermittelte. Laut S. hat die Phil. nur noch Bestand in enger Verbindung mit den Einzelwiss.: In diesen sucht sie die Grundlage, auf der sie weiterbauen kann. Die Einzelwiss. bilden den Gegenstand der philosoph. Analyse, durch die sie zu den Prinzipien der Erkenntnis gelangt. S. wies mit Nachdruck auf die Wichtigkeit der log. Analyse der Sprache hin. Er betonte erstmals den psycholog. und physiolog. Charakter bei der Fragestellung nach den Grundlagen der Erkenntnis. Wiss. Ethik bestand für S. in Beschreibung und systemat. Ordnung der sittlichen Normen, nicht in einer Normsetzung. Für absolute Werte sah er keine Kriterien, doch könne die Ethik die Normen aus allg. außereth. Bedingungen erklären. So versuchte er eine Normenbegründung auf hedonist. Grundlage.