Schlör, Alois (1805-1852), Theologe und Seelsorger

Schlör Alois, Theologe und Seelsorger. Geb. Wien, 17. 6. 1805; gest. Graz (Stmk.), 2. 11. 1852. Aus bürgerlicher Familie; besuchte ab 1816 das Schottengymn. in Wien und stud. 1824–32 Theol. an der Univ. Wien, 1832 Dr. theol. Nach der Priesterweihe (1828) wirkte er als Kooperator in Wien-Altlerchenfeld. 1831 als Stud.Präfekt an das erzbischöfliche Seminar berufen, avancierte S. 1832 auch zu dessen Subrektor. 1834 wurde er zum Hofkaplan ernannt und kam als Spiritualdir. an das Frintaneum. 1836/37 fungierte er auch als Beichtvater von K. Ferdinand I. (s. d.), doch legte er nach dem Tod seiner Eltern 1837 alle Ämter zurück und begab sich nach Verona, wo er der von Rosmini Serbati (s. d.) gegründeten und geleiteten Priesterkongregation „Istituto della Carità“ beitreten wollte. Aufgrund inhaltlicher Differenzen richtete er jedoch schon 1838 an seinen einstigen Univ.Lehrer, den Seckauer Fürstbischof Roman Zängerle, dessen Reformwerk ihn begeisterte, für sich und seinen Freund Adalbert Schmid (s. d.) ein Aufnahmegesuch in die Diözese Graz-Seckau. So kam S. an das Grazer Priesterseminar, wo er trotz Auseinandersetzungen mit der Landesregierung 1842 zum Spiritual ernannt wurde. Er machte sich vor allem um die Wiedereinführung der ignatian. Exerzitien verdient, die er selbst in verschiedenen Priesterseminaren der Monarchie, u. a. in Leitmeritz (Litoměřice), Fünfkirchen (Pécs), Brünn (Brno), Pest (Budapest), Gran (Esztergom), Agram (Zagreb), Triest (Trieste), St. Pölten (NÖ) und St. Andrä (Kärnten), abhielt. Im Jahr seines Todes leitete er als erster Priester der Diözese die Exerzitien in Graz. S. trat auch als Förderer kath. Orden und Ver. hervor und propagierte die Einführung der Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis, der Ordensfrauen vom hl. Herzen Jesu (Sacré-Cœur) sowie die Gründung einer Niederlassung der Unbeschuhten Karmeliten in Graz. Er wirkte energ. für das Zustandekommen des kath. Frauen- und Männerver. und für die Gründung (1850) des Waiseninst. Paulinum. S., der sein gesamtes Vermögen verschenkte, war wegen seines asket. Lebenswandels bekannt. Er war deklarierter Gegner des Josephinismus und setzte sich 1848 für kirchliche Reformen ein.

W.: Die Philanthropie des Glaubens oder das kirchliche Leben zu Verona in der neuesten Zeit, 1839; Geistes-Übungen nach der Weise des hl. Ignatius von Loyola . . ., 1839, 2. Aufl., hrsg. von J. Katschner, 1902; Warum bin ich Katholik?, 2. Aufl. 1840, 8. Aufl. 1905; Andacht auf 6 Sonntage zur Ehre des hl. Aloysius von Gonzaga, 1840 8. Aufl. 1905; Clericus orans atque meditans, 1841, 7. Aufl. 1906; Jesus mein Verlangen, 1841, 10.–12. Aufl. 1921; Der Cleriker in der Einsamkeit oder Ignatian. Exercitien, 1843, 3. Aufl. 1902; Die neuen Schulschwestern in Gratz, 1. und 2. Aufl. 1844; Die Carmeliten nach ihrem Leben und Wirken, 1844; Ueber geistliche Knabenseminarien, 1844; Die Frauen vom heiligsten Herzen Jesu, 1846; Betrachtungsbuch für Kleriker und Priester über den ganzen Inhalt des hl. Evangeliums, 3 Bde., 1847–49, 2. Aufl., hrsg. von A. Stradner, 1889 (mit Lebenslauf); Rette deine Seele!, 1847; Die Wallfahrtskirche Maria Trost nächst Gratz, o. J.; Die Verehrung der hl. Reliquien . . . . Dargestellt in einer Predigt . . . am 4. 11. 1838, o. J.; Abhh. in Ztg. und Z., u. a. in Wr. Kirchenztg. und Kath. Wahrheitsfreund; usw
L.: Salzburger Kirchenbl. vom 11. 11. 1852; E. Hosp, in: Jb. der Österr. Leo-Ges., 1934, S. 135, 137, 139; F. Meißner, in: Die Volksseele 30, November–Dezember 1958, S. 10 (mit Bild); J. Pölzl, in: Priester und Volk 16, 1958, n. 3, S. 1ff.; F. Meißner, in: Benediktus-Bote 36, 1966, S. 155ff.; ADB; Kosch, Kath. Deutschland; LThK, 1. Aufl.; Wetzer-Weite; Wurzbach; B. Sentzer, R. S. Zängerle, 1901, s. Reg., bes. S. 258ff.; C. Wolfsgruber, Die k. u. k. Hofburgkapelle und die k. u. k. geistliche Hofkapelle, 1905, s. Reg.; A. Grießl, Geschichte des Sekkauer Diözesan-Priesterhauses, 1906, S. 112, 141ff. (mit Bild); Nomenclator literarius theologiae catholicae . . ., hrsg. von H. Hurter, 5/1, 1912, Sp. 1393f.; Ehrenbuch steir. Priester, hrsg. von F. Oer, 1920, S. 29ff. (mit Bild); E. Hosp, Kirche Österr. im Vormärz 1815–50 ( =Forschungen zur Kirchengeschichte Österr. 9), (1971), s. Reg.; Archiv der Diözese Seckau, Graz, Stmk.
(A. Stöckelle)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 213
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