Schlöss, Karl Johann (1857-1930), Eisenbahntechniker

Schlöss Karl Johann, Eisenbahntechniker. Geb. Wien, 15. 8. 1857; gest. ebenda, 3. 9. 1930. Bruder des Vorigen; stud. ab 1875 an der Techn. Hochschule in Wien Maschinenbau, 1881 diplom. Ing., 1905 Dr. techn. Schon 1879 als Konstrukteur in den Dienst der k. k. priv. Südbahnges. getreten, fand er dort Verwendung im Werkstättendienst sowie bei der Zugförderung, wurde 1892 Obering., 1899 Oberinsp., leitete ab 1905 die Zugförderung des österr. Teils der Südbahn, avancierte 1908 zum Stellvertreter des Maschinendir. und 1913 zum Maschinendir.; 1919 i. R., arbeitete er aber weiterhin für die Südbahn. Veranlaßt durch den wachsenden Verkehr nach Triest über die Karststrecke, konstruierte er 1914 gem. mit Hans Steffan von der Staatseisenbahnges. eine Gebirgsschnellzugslokomotive (R. 570, 2’DH2), mit der er die Zugkraft um ca. ein Drittel erhöhen konnte. Bei Probefahrten erreichte er mit dieser Maschine 130 km/h; zwei davon gingen 1915 in Betrieb, und noch während des Ersten Weltkrieges plante S., ebenfalls gem. mit Steffan, eine elektr. betriebene Lokomotive, die aber erst 1921 gebaut wurde. Er veröff. zahlreiche Abhh. in wiss. Z., arbeitete i. R. Leistungs- und Lokwiderstandsschaubilder sowie Belastungstafeln aus und war maßgeblich an weiteren Konstruktionen beteiligt (R. 480). Er war mit Marie, einer Tochter des Eisenbahnfachmannes H. Pfeiffer v. Wellheim (s. d.) verheiratet und hatte vier Söhne, von denen einer als Architekt, zwei bei den Österr. Bundesbahnen wirkten. S., ein Eisenbahnfachmann mit breiter Erfahrung, entwickelte mit der erwähnten R. 570 einen Lokomotivtyp, der bis in die 20er Jahre ohne wesentliche Veränderungen von mehreren Verwaltungen in großer Zahlnachgebaut wurde, darunter bis 1928 allein 40 in Österr. für die Bundesbahnen (R. 113), aber auch im Ausland, z. B. in Polen (Os. 24).

W.: Ueber die Umstellthüren System Belcsak und Rohrwasser, für amerikan. Personenwagen, in: Z. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. 46, 1894; Ueber den Wirkungsgrad der Spindelbremsen an Eisenbahn-Fahrzeugen, ebenda, 52, 1900; Über die Bestimmung der Leistungen von Lokomotiven aus dem Verlaufe der Geschwindigkeitskurven, ebenda, 57,1905; Über den Lauf steifachsiger Fahrzeuge . . ., in: Organ für die Fortschritte im Eisenbahnwesen, 1912 (Diss.); Kohlenverbrauch undWirtschaftlichkeit der Dampflokomotiven, in: Z. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. 73, 1921; Über die Grenzen der Wärmeausnützung bei Dampflokomotiven, in: Die Lokomotive 22, 1925; usw.
L.: Marburger Ztg. vom 8. 11. 1917; Die Lokomotive 27, 1930, S. 177f.; A. Giesl-Gieslingen, in: Lok-Magazin, 1979, S. 350 (mit Bild); ders., Die Ära nach Gölsdorf, 1981, S. 46ff. (mit Bild); J. O. Slezak, Die Lokomotiven derRepublik Österr. ( = Internationales Archiv für Lokomotivgeschichte 12), 3. Aufl. 1983, S. 15; H. P. Pawlik – J. O. Slezak, Südbahn-Lokomotiven ( = ebenda, 38), 1987, S. 106; Mitt. E. Schlöss, Wien.
(R. Mauterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 214
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