Schloffer, Hermann Alexander (1868-1937), Chirurg

Schloffer Hermann Alexander, Chirurg. Geb. Graz (Stmk.), 18. 5. 1868; gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechoslowakei), 21. 1. 1937. Sohn des Vorigen; stud. ab 1886 an der Univ. Graz Med., 1888–89 an der Univ. Freiburg i. Breisgau, 1892 Dr. med. (Graz), bildete sich anschließend bei Anton Weichselbaum an der Univ. Wien weiter und kam noch im selben Jahr als Ass. an die chirurg. Klinik der Univ. Graz zu Anton Wölfler, dem er 1895 an die Dt. Univ. Prag folgte, 1896 1. Ass. Dort habil. er sich 1900 für Chirurgie, leitete 1900–03 – ab 1902 als Tit. ao. Prof. – für den erkrankten Wölfler die Klinik, wurde 1903 als o. Prof. sowie Vorstand der chirurg. Klinik an die Univ. Innsbruck berufen, kehrte aber 1911 als Nachfolger Wölflers als o. Prof. für Chirurgie und Leiter der chirurg. Klinik an die Dt. Univ. Prag zurück und emer. 1936. Während des Ersten Weltkrieges wirkte S. als Stabs- bzw. Oberstabsarzt von September bis November 1915 im Felde, dann im Bereich Prag. S., als Diagnostiker wie seiner operativen Technik wegen international angesehen, entfernte 1907 als erster am Kontinent einen Hypophysentumor ohne Schädelöffnung, entwickelte neue Methoden zur Behebung von Sehstörungen beim sog. Turmschädel sowie für Dickdarm- und plast. Operationen, von denen mehrere mit seinem Namen verbunden blieben. Daneben beschäftigte er sich mit histolog. Untersuchungen und konnte die Entstehung der entzündlichen Tumoren in Bauchnarben, nach ihm S.sche Tumoren genannt, klären. In ca. 80 Publ. behandelte er Probleme der Darm-, Blutgefäß-, Hirn- sowie urolog. Chirurgie, zählte zu den Mitbegründern der Ges. für Untersuchung und Behandlung der Tumoren, der er einige Zeit vorstand, und gehörte mehreren wiss. Ges. an. Er erfuhr etliche Ehrungen, u. a. wurde er 1913 Mitgl. der Ges. zur Förderung dt. Wiss., Kunst und Literatur in Böhmen. Gemäß der klass. Lehre beherrschte S. das Gesamtgebiet der Chirurgie, trug aber speziell zur Entwicklung der Hirn- und Darmchirurgie bei und wies die Wirksamkeit von Perubalsam bei der Behandlung eiternder Wunden nach.

W.: Seit 1895 an der Wölfler’schen Klinik operierte gutartige Magenerkrankungen, in: Beitrr. zur klin. Chirurgie 32, 1902; Die Laparotomie im Dienste der Rectumexstirpation, ebenda, 42, 1904; Zur Frage der Operation an der Hypophyse, ebenda, 44, 1906; Ueber chron. entzündliche Bauchdeckentumoren nach Hernienoperationen, in: Archiv für klin. Chirurgie 88, 1909; Chirurg. Operationen am Darm 1, in: Dt. Chirurgie 46, 1911; Ueber die Grundlagen und Methoden der operativen Behandlung der Sehstörungen beim Turmschädel, in: Beitrr. zur klin. Chirurgie 86, 1913; Über lebensrettende Operationen ( = Smlg. gemeinnütziger Vorträge 426), 1914; Zur Technik der Kopfoperationen, in: Brun’s Beitrr. zur klin. Chirurgie 125, 1922; zahlreiche Abhh. in Fachz., u. a. in Wr. klin. Ws., Prager medizin. Ws.
L.: A. Ghon, in: Medizin. Klinik 24, 1928, S. 881f.; Prager medizin. Z. 6, 1936/37, S. 70; R. Schmidt, in: Jahresber. 1937 der Dt. Ges. der Wiss. und Künste für die Tschechoslowak. Republik in Prag, 1938, S. 52f.; W. Koerting, in: Mitt. des sudetendt. Archivs 86, 1987, S. 48f.; Fischer; Kosch, Kath. Deutschland; Masaryk; Otto, Erg. Bd. V/2; Köpfe der Politik, Wirtschaft, Kunst und Wiss. in Europa. Tschechoslowak. Republik, 1936; H. Killian – G. Krämer, Meister der Chirurgie und die Chirurgenschulen im dt. Raum, 1951, S. 40 f., 147; W. Koeting, Die Dt. Univ. in Prag. Die letzten 100 Jahre ihrer Medizin. Fak. ( = Schriftenr. der Bayer. Landesärztekammer 11), 1968, s. Reg., bes. S. 198f; H. Putz, Die Personalbibliographien der Prof. und Doz. der Chirurgie . . . an der Medizin. Fak. der Dt. Karl-Ferdinands-Univ. in Prag . . . 1900–45, 1969, S. 21ff.; 100 Jahre Medizin. Fak. Innsbruck 1869–1969, hrsg. von F. Huter, 2 ( = Veröff. der Univ. Innsbruck 17), 1969, s. Reg., bes. S. 324 f. (mit Bild); KA Wien.
(F. Spurný)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 215f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>