Schmidt von Bergenhold, Johann Ferdinand (1786-1873), Jurist und Rechtsschriftsteller

— von Bergenhold Johann Ferdinand, Schmidt v. B., Jurist und Fachschriftsteller. Geb. Brandeis a. d. Adler, Böhmen (Brandýs nad Orlicí, Tschechien), 18. 11. 1786; gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 6. 10. 1873. Sohn des kgl. böhm.-ständ. Forsting. Jakob S. Stud. nach Gymn.Besuch in Prag 1804–08 Jus an der Univ. Prag und trat schon 1807 als Senatsakzessist in die Dienste des Prager Magistrats. 1808/09 diente S. in der sog. Ferdinandeischen Div. (einer Eliteabt. der Prager Akademiker), 1809 Lt., im selben Jahr – auf dem Schlachtfeld von Dt. Wagram – Oblt. Er kehrte 1810 als Auskultant des Prager Magistrats in die Zivillaufbahn zurück, wurde 1811 Rat beim Magistrat von Nachod (Náchod), 1821 Bürgermeister von Deutschbrod (Havlíčkův Brod). 1825–27 leistete S. als Prager Magistratsrat beim polit. Senat wichtige Reorganisationsarbeiten, 1827 trat er in den Judizialsenat über und leitete alle Hilfsämter beider Senate als Kanzleidir. 1831 erfolgte seine Beförderung zum Rat des böhm. Appellationsgerichts, als welcher er die Referate Montanistik und dt. Lehen innehatte, 1836 wurde er Beisitzer des Gefällenobergerichts; 1849 i. R. Seiner schriftsteller. Tätigkeit auf dem Gebiet der Rechtsgeschichte entsprangen u. a. eine auch biograph. ergiebige Arbeit über das böhm. Appellationsgericht und eine Geschichte der Privatrechtsgesetzgebung in Böhmen, v. a. aber grundlegende Arbeiten zum böhm. Bergrecht: Schon in seiner Jugend an Physik, Chemie und Mineral. stark interessiert, lernte er die meisten böhm. Bergwerke, ihren techn. Betrieb und die Fachsprache kennen, sammelte und verarbeitete erstmals das mehrere Jhh. umfassende Material und leistete so – v. a. durch sein umfangreiches Hauptwerk, den „Versuch einer. . . Darstellung des Bergrechtes im Königreiche Böhmen“, der 1837 als Leitfaden für die bergrechtl. Vorlesungen an der Prager Univ. vorgeschrieben wurde – auch einen erhebl. Beitr. zur Entstehung des allg. Berggesetzes von 1854. S., auch aktives Mitgl. zahlreicher wiss. (z. B. ab 1866 der kgl. böhm. Ges. der Wiss.) und gemeinnütziger Ver., wurde 1848 Dr. jur. h.c. der Univ. Prag und 1855 nob. Seine Söhne Ernst (geb. 1812), Theodor (1815–1884) und Ferdinand (1822–81) bekleideten hohe Stellungen im Justiz- bzw. im Finanzdienst.

W.: Versuch einer systemat. geordneten Darstellung des Bergrechtes im Kg.Reiche Böhmen, 2 Bde., 1833, Erg. und Fortsetzung des Versuches . . ., 1844, Abschluß des Versuches . . ., 1855; Monographie des k. k. Böhm. AppellationsGerichtes . . ., 1850 (mit autobiograph. Daten, S. 252); Versuch einer krit. Beurtheilung des. . . 1849. . . hervorgegangenen Entwurfes eines neuen Berggesetzes für das Kaiserthum Oesterr . . . ., 1852; Beitrr. zur Geschichte der Hauptpfarrkirche und Schule bei Sct. Heinrich in der Neustadt Prag, 1864, auch tschech.; Geschichte der Privatrechts-Gesetzgebung und Gerichtsverfassung im Kg.Reiche Böhmen. . . bis 1865, 1866; Uebersichtl. Geschichte des Bergbau- und Hüttenwesens im Kg.Reiche Böhmen. . . nebst einer Geschichte der. . . montanist. Unternehmungen in diesem Lande, 1873; Beitrr. in Z.; usw.
L.: Prager Ztg. und Bohemia vom 7. 10. 1873; Jurist. Bll. 2, 1873, S. 495; Genealog. Taschenbuch der Adeligen Häuser (Brünn) 13, 1888; Adler 6, 1907, S. 167; Otto; Rieger; Wurzbach; H. Jireček, Právnický život v Čechách a na Moravě, 1903, S. 477f., 484, 490f.; R. Frh. v. Procházka, Meine 32 Ahnen und ihre Sippenkreise ( = Bibl. familiengeschichtl. Arbeiten 7), 1928, S. 737f.; M. Navrátil, Almanach československých právníků, 1930; Allg. Verw. Α., Wien.
(H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 306
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