Schmidt, Adalbert von (1804-1868), Eisenbahntechniker und Hydrotechniker

― Adalbert von Schmidt, Eisenbahnfachmann und Wasserbautechniker. Geb. Gurschdorf, österr. Schlesien (Skorošice, Tschechoslowakei), 17. 8. 1804; gest. Wien, 2. 3. 1868. Sohn eines Müllermeisters; stud. 1821–25 in Wien an der Techn. Abt. des Polytechn. Inst. vorwiegend bauwiss. Gegenstände, ab 1824 auch Kameralwiss. an der Univ., trat 1825 bei der nö. Wasserbaudion. in den Staatsdienst, wurde 1838 zum Ing., 1839 zum Kreising. in Villach ernannt, aber noch im selben Jahr beurlaubt und fungierte dann als Betriebskoär. und Stellvertreter Negrellis (s. d.) in der Dion. der K.-Ferdinands-Nordbahn. 1842 wurde er dort zum Generalinsp., 1843 zum zeitlichen, 1844 definitiv zum Insp. bei der Generaldion. für die Staatsbahnen bestellt. 1847 als techn. Beirat zu den ung. Staatsbahnen entsandt, übernahm er 1848 die Leitung der Generaldion. für die österr. Staatsbahnen, nach der im selben Jahr erfolgten Neuorganisierung als Sektionsrat im Mitt. für öff. Arbeiten jene des Betriebsdienstes und wurde 1851 techn. Vorstand bei der Generalinspektion der Kommunikationsanstalten, 1853 Referent für Eisenbahnangelegenheiten im Min. für Handel, Gewerbe und öff. Arbeiten, dann Betriebsleiter der 1. Sektion der Südlichen Staatseisenbahnen und 1856 Min.Rat sowie Dir. der vereinigten Betriebsdion. Nach dem Verkauf der Staatsbahnen 1860 wurde er vorübergehend zur Disponibilität gestellt, aber 1861 in das Min. für Handel und Volkswirtschaft übernommen und trat 1866 i. R. Zu Beginn seiner Tätigkeit fand S. bei verschiedenen Fluß- und Brückenbauten Verwendung, u. a. bei den hydrotechn. Erhebungen sowie der Ausarbeitung des Regulierungsprojektes der Leitha, der Donauregulierung bei Wien, den Vorarbeiten für die Thayaregulierung und den hydrotechn. Arbeiten für eine Wasserleitung für Wien sowie nach einer Stud.Reise durch Deutschland, Belgien, England, Frankreich und Italien 1838 als Ing. beim Bau der K.-Ferdinands-Wasserleitung. Schon früh wandte er sich aber dem Eisenbahnwesen zu, wurde 1846 zum Besuch der entsprechenden Anlagen nach England, Irland, Schottland, Belgien und den Dt. Staaten entsandt, widmete sich im Rahmen der jeweils zuständigen Behörden vor allem dem Ausbau des Betriebsdienstes und erließ 1851 die Eisenbahnbetriebsordnung. Die von ihm entworfenen ersten Dienstvorschriften standen gleich anderen auf ihn zurückgehenden Einrichtungen dank deren Zweckmäßigkeit lange Zeit auch bei den Privatbahnen in Verwendung. S. gehörte 1848 zu den Gründungsmitgl. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. und wurde 1849 dessen erster Präs. Unter seiner Leitung setzte die eigentliche Entwicklung des Ver. ein, dem er ein eigenes Publ.Organ schuf, dessen erste Nummern er selbst finanzierte. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. 1845 k. k. Rat, 1850 nob. S. galt neben Ghega (s. d.) und Negrelii als Autorität in Eisenbahnfragen, geriet aber im Gegensatz zu jenen bald in Vergessenheit.

W.: Mitth. über die Vorbereitung der materiellen Mittel zum Betriebe der Eisenbahn über den Semmering . . ., 1852; kleinere Abhh. in Fachz.; usw.
L.: Enc. des gesamten Eisenbahnwesens, hrsg. von V. Röll, 6, 1894, 2. Aufl. 8, 1917; C. Stoeckl – F. Frh. v. Krauss, Der Oesterr. Ing.- und Architekten-Ver. 1848–1898, 1898, S. 8f. (mit Bild); Beschreibender Kat. des k. k. hist. Mus. der österr. Eisenbahnen, 1902, S. 94ff.; A. Kettner, Ehrenhalle des polit. Bez. Freiwaldau, 1904, S. 280f.; O. Wenzelides, Das Altvater-Beskidenland und seine geistige Leistung für das dt. Volk, 1941, S. 57; Allg. Verw.A., Wien.
(P. Mechtler)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 237f.
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