Schmid, Anton von (1765-1855), Buchdrucker und Verleger

— Anton von Schmid, Buchdrucker und Verleger. Geb. Zwettl (NÖ), 23. 1. 1765; gest. Wien, 27. 6. 1855. Vater des Buchdruckers und Verlegers Franz v. S. (s. d.); als Sohn eines Stiftskochs in Zwettl erhielt S. seinen ersten Unterricht im Kloster und kam 1781 ans Akadem. Gymn. in Wien. Von der geplanten geistlichen Ausbildung wandte er sich bald ab, ein Philosophiestud. scheiterte an seiner Mittellosigkeit. 1785 trat er bei dem angesehenen Buchdrucker Josef Lorenz v. Kurzböck in die Lehre, der sich vorher auf den Druck oriental. Werke spezialisiert und von K. Joseph II. die Erlaubnis erhalten hatte, einige seiner Mitarbeiter an der Oriental. Akad. sprachlich ausbilden zu lassen. Unter diesen war S.; er erwarb sich bes. Fähigkeiten im hebr. Satz, arbeitete nach Abschluß seiner Lehrzeit als Setzer, Korrektor und Faktor und übernahm nach Kurzböcks Tod 1793 die hebr. Abt. der Druckerei. 1805 erwarb er auch die Befugnis der Univ.Buchdruckerei seines ehemaligen Lehrherrn. Im Zuge der Konzessionserteilung mußte er sich verpflichten, der Hofbibl. von jedem Druckerzeugnis ein Exemplar abzuliefern. Der hebr. Werkdruck wurde durch das 1800 erfolgte Verbot der Einfuhr hebr. Bücher nach Österr. noch wesentlich gefördert. S. stand in gutem Kontakt mit jüd. Theologen und Wissenschaftern und machte sich durch eine ansehnliche Bücherspende um die jüd. Schule in Wien verdient. Hauptleistungen auf dem Gebiet des hebr. Satzes waren u. a. die Bibel von 1795, Ausg. des Pentateuch (5 Bde., 1801), der Psalmen (1802), des Talmud (12 Bde., 1806–1811) usw. 1820–32 wurde die hebr. Z. „Bikkurē ha ’Ittim“ von S. gedruckt. In der Folge bezog er arab., pers. und syr. Werke in sein Produktionsprogramm ein. Die Erzeugnisse seiner Offizin gingen auch ins Ausland (Polen, Rußland, Türkei, Palästina). S. erhielt 1816 eine k. Ehrenmedaille; 1825 nob. 1839 übergab S. den gesamten Betrieb, den er vor die Stadt (Strudelhof) verlegt hatte – daneben besaß er auch eine 1827 abgebrannte, jedoch wieder aufgebaute Papierfabrik in St. Pölten – seinem Sohn Franz. Von den Zeitgenossen werden S.s Verdienste um die hebr. Literatur und Kultur in Österr. hervorgehoben.

L.: Oesterr. Buchdrucker-Ztg. 1, 1873, S. 243f.; N. Vielmetti, in: Stud. Judaica Austriaca 6, 1978, S. 100f. (mit Bild); Enc. Jud.; Graeffer-Czikann; Jew. Enc.; Jüd. Lex.; Wurzbach; A. Mayer, Wiens Buchdrucker-Geschichte 2, 1887, s. Reg. (mit Bild); M. Grunwald, Vienna, 1936, s. Reg.; A.Durstmüller, 500 Jahre Druck in Österr. 1, (1982), s. Reg.; A. Durstmüller – F. Walter, Chronik einer Wr. Buchdruckerei, 1984, bes. S. 71ff.; Allg. Verw.A., Wr. Stadt- und LA, beide Wien.
(A. Durstmüller)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 241
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