Schmidt (Šmit), Ferdinand Jožef (1791-1878), Kaufmann und Naturforscher

Schmidt (Šmit), — Ferdinand Jožef Kaufmann und Naturforscher. Geb. Ödenburg, Kom. Sopron (Sopron, Ungarn), 20. 2. 1791; gest. Laibach, Krain (Ljubljana, Slowenien), 16. 2. 1878. Sohn eines Tabakfabrikanten und Kleinhändlers; kam neunjährig nach Wien, wo er 1809 eine Kaufmannslehre abschloß und dann als Freiwilliger in den Militärdienst trat, den er als Unteroff. 1812 wieder verließ. Anschließend in verschiedenen Städten Ungarns, so in Veszprim (Veszprém), Pest (Budapest) und Preßburg (Bratislava), im kaufmänn. Beruf tätig, kam er im Rahmen einer Geschäftsreise 1815 nach Laibach, wo er eine Geschäftsleiterstelle angeboten erhielt und sich niederließ. 1819 eröffnete er dort ein eigenes Kolonialwarengeschäft, das im Zusammenhang mit dem 1821 wegen der italien. Aufstandsbestrebungen in Laibach tagenden Fürstenkongreß derartigen Aufschwung nahm, daß er sich in der Folge seinen Neigungen gemäß der Erforschung der Natur, bes. der Tierwelt, widmen konnte. Als Autodidakt sammelte und stud. er Insekten, bald auch Land- und Süßwassergliederfüßler und Weichtiere, die er selbst beschrieb, tw. an Fachleute zur Bestimmung übersandte. Veranlaßt durch den 1831 in der Adelsberger Grotte (Postojna) gemachten Fund des Höhlenkäfers, den er Leptodirus hochenwarti Schmidt benannte, begann er sich als erster systemat. mit der Höhlenfauna zu beschäftigen und konnte seine Smlg. laufend vermehren. Er befaßte sich auch mit Gartenund Obstbau, verteilte unentgeltlich Pfropfreiser von Edelobst und war um die Hebung des Ackerbaus im Karstgebiet bemüht. S., der zu den ersten Bergsteigern und Höhlenforschern in Krain zählt, nahm Messungen über das Wachsen der Tropfsteine in der Adelsberger Grotte vor und wurde als anerkannter Kenner des Karstgebiets zur Untersuchung des Terrains für die Trasse der Eisenbahn Laibach – Triest/Trieste – Fiume/Rijeka beigezogen. Er organisierte Kultur- und Wohltätigkeitsanstalten, gründete eine naturforschende Ges. für Krain, die zum Kernstück des 1839 entstandenen Musealver. für Krain wurde, und hatte auch wesentlichen Anteil am Aufbau der entomolog. Smlg. des Landesmus. in Laibach. S., als Autorität für alle Belange der Entomol. und Malakol. in Krain geachtet, stand in Kontakt mit zahlreichen Naturforschern, u. a. mit J. Purkyně (s. d.), Jan Čermák, J. S. Presl (s. d.), förderte junge slowen. Forscher wie Kokeil (s. d.) und benannte mehrere Neuentdeckungen nach seinen Freunden. Nicht slowen. Herkunft, fand er in Krain seine zweite Heimat, trat für die Rechte der Slowenen ein und gebrauchte selbst deren Sprache. Er gehörte auch zu den Initiatoren der 1834 eröffneten Handelslehranstalt sowie des 1838 geschaffenen Handelskrankeninst. in Laibach, dem er als Dir. vorstand. Er fand vielfach Anerkennung, war u. a. Ehren- oder korr. Mitgl. von ungefähr 50 naturforschenden Ver. Europas, und wurde 1867 Ehrenbürger von Laibach. S. übte bedeutenden Einfluß auf die naturwiss. Forschung in Krain aus und entdeckte selbst eine größere Anzahl von Arten bzw. Unterarten, von denen manche nach ihm benannt sind.

W.: Beitr. zu Krain’s Fauna. Leptodirus Hochenwartii, n. g., n. sp., in: Illyr. Bl. vom 21. 1. 1832; Systemat. Verzeichniss der in der Provinz Krain vorkommenden Landund Süsswasser-Conchylien . . ., 1847; Zwei neue Arten von Leptoderus, in: Stettiner entomolog. Ztg. 13, 1852; Ueber einen bisher verkannten Laufkäfer, beschrieben von L. Miller: und einen neuen augenlosen Rüsselkäfer, beschrieben von F. S.: ferner einige von S. in Schischka neu entdeckte Höhlenthiere, in: Verhh. des zoolog.-botan. Ver. in Wien 4, 1854; Beschreibung zweier neuer Höhlenthiere, eines Käfers und einer Schnecke, ebenda, 5, 1855; Drei neue Höhlenkäfer aus Krain, in: Verhh. der zoolog.-botan. Ges. in Wien 10, 1860; Heterogynis dubia. Ein für Österr. neuer Schmetterling, ebenda, 10, 1860; usw. – Nachlaß: Entomolog. Smlg. (größtenteils), Prirodoslovni muzej Slovenije (Naturhist. Mus. Sloweniens), Bibl. ebenda und Slovenski šolski muzej (Slowen. Schulmus.), beide Ljubljana, Slowenien; malakolog. Smlg., größtenteils verkauft.
L.: Laibacher Tagbl. vom 22. 2. 1878; Lotos 2, 1852, S. 242 f.; C. Heller, in: Sbb. Wien, math.-nat. Kl. 26, 1858, S. 313 f.; F. Erjavec, in: Slovenski glasnik, 1858, S. 26 ff. (belletrist.); Nachrichtenbl. der dt. Malakolog. Ges., 1882, S. 192; J. Hadži, in: Glasnik muzejskega društva za Slovenijo, Abt. B 4–6, 1924–25. S. 3 ff., 10, 1929, S. 30 ff.; B. Kiauta, in: Kronika slovenskih mest, 1962, S. 54 ff.; Z. Bufon, ebenda, 1963, S. 60 ff.; Nar. Enc.; SBL; Wurzbach; J. Gistl, Die jetzt lebenden Entomologen . . ., 2. Aufl. 1836; ders., Lex. der entomolog. Welt . . ., 1846, S. 64, 127, 150, 186; O. Hamann, Europ. Höhlenfauna, 1896, S. 3; Botanik und Zool. in Österr . . . . 1850–1900, 1901, s. Reg., bes. S. 401; F. Kidrič, Prešernov album, 1949, S. 162, 316 (mit Bild); Arhiv Slovenije (Archiv Sloweniens), Ljubljana, Slowenien.
(N. Gspan)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 254f.
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