Schmitt (Schmid), Franz X. Robert (1815-1882), Industrieller

Schmitt (Schmid) Franz X. Robert Industrieller. Geb. Krems-Stein (NÖ), 16. 12. 1815; gest. Rehberg (Krems/NÖ), 19. 10. 1882. Sohn Franz Ignaz S.s (geb. Olpe, Westfalen/Deutschland, 16. 4. 1780; gest. Krems-Stein, 27. 1. 1829), der in Klosterneuburg und 1813 in Stein Gerbereien erworben hatte; gem. mit seinem Bruder Adolf S. (geb. Klosterneuburg/NÖ, 8. 2. 1811; gest. Wien, 19. 9. 1869) baute S. nach Wanderjahren durch Deutschland und die Schweiz eine in Rehberg 1843 erworbene Hammerschmiede zu einer Lederfabrik mit etwa 65 Arbeitern aus (schon vorher hatten beide einen bescheidenen Betrieb für Lederverarbeitung in Krems besessen). Für 1854 wird ein Bedarf von 8.000 Zentnern Eichen- und 12.000 Zentnern Fichtenlohe angegeben, um 15.000 Häute und 25.000 Felle zu verarbeiten. 1860 installierten sie eine Sohlledergerberei nach rhein. System, um Eichensohlleder zu gerben. Damit besaßen die Brüder die erste und einzige derartige Fabrik in Österr. Erst zunehmende Qualitätsverbesserung des heim. Sohlleders beendete die Nachfrage nach Eichensohlleder. 1875 wurde nach amerikan. Vorbild eine neueGerbeanlage mit beschleunigtem Verfahren errichtet. Beide waren in Österr. auch die ersten Gerber, welche einen fabriksmäßigen Betrieb mit Hilfe der Wasserkraft (oberschlächtige Räder, 1898 durch eine Turbine ersetzt) führten. Seit 1866, nach dem Ausscheiden des Bruders, der mit seinen Söhnen in Nagybossány (Ungarn) eine eigene Lederfabrik gründete, besaß S. das Unternehmen allein; 1881 übergab er es an seine Söhne Adolf (geb. Krems, 23. 6. 1850; gest. Rehberg, 5. 3. 1901) und Norbert S. (geb. Rehberg, 3. 4. 1853; gest. Purkersdorf/NÖ, 13. 3. 1913). Der Absatz der in der Fa. hergestellten Lederprodukte erfolgte v. a. im Gebiet der Österr.-ung. Monarchie. Dem Verlust der hohen Exporte von schwarz gewichsten Kalbfellen in die USA und nach Japan begegnete man durch Herstellung von farbigen Kalbfellen. Als leistungsfähiger Armeelieferant (mit meist etwa 150 Arbeitern) wirkte S. 1874 an der Bildung eines Konsortiums für Leder-Rüstungswaren mit. Die Fa., die bis 1891 Mitgl. der Österr.-ung. Lederind.-Ges. für Heeresausrüstung war, konnte bei den Weltausst. in London, Paris und Philadelphia Medaillen erringen und erhielt 1873 das Ehrendiplom der Wr. Weltausst.; S. wurde auch persönlich vielfach ausgez. Sein soziales Verständnis dokumentierte S. in der Errichtung einer Kranken- und später auch Pensionskasse, noch bevor deren Einführung obligator. geworden war, in der freiwilligen Unterstützung invalider Angehöriger seiner Fabrik und in der Bereitstellung billiger und menschenwürdiger Wohnungen für seine Arbeiter.

L.: (tw. auch für Familienmitglieder): Nö. Presse vom 9. 3. 1901 (Adolf S.) und 22. 3. 1913 (Norbert S.); H. Rauscher, in: Das Waldviertel 6, 1929, S. 174 f.; Exner, Gewerbe und Erfindungen 1, S. 337, 340; Großind. Österr. 3, S. 377; A. Kerschbaumer, Geschichte der Stadt Krems, 1885, s. Reg. (s. Gebrüder Schmitt); H. Pemmer, Geschichte des Marktes Rehberg, (1952), s. Reg.; Mitt. G. Stingl, Krems a. d. Donau, NÖ.
(G. Hanika)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 261f.
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