Schmidt, — Heinrich Poinz, Ps. Kameralwissenschafter und Publizist. Geb. Preßburg/Pozsony, Oberungarn (Bratislava, Tschechoslowakei), 8. 12. 1815; gest. bei Hermannstadt/Nagyszeben, Siebenbürgen (Sibiu, Rumänien), 3. 5. 1870 (Selbstmord). Sohn eines Hutmachers, evang. AB. Besuchte das evang. Lyzeum in Preßburg und soll an der Univ. Halle stud. haben (nicht nachweisbar); 1840–41 hörte er Theol. und Phil. an der Univ. Jena. Danach als Erzieher tätig, war S. ab 1844 o. Prof. der polit. und Cameralwiss., der Finanzwiss., des Bergrechtes und der Staatenkde. an der neugegründeten Rechtsakad. in Hermannstadt. Seine Fachpubl., z. B. der „Encyclopädische Abriß der Cameralwissenschaft“, 1853, sind jedoch nur Kompilationen zum prakt. Gebrauch. Bedeutsamer war S. als polit. Publizist. Er nahm am Ver.Leben der Siebenbürger Sachsen regen Anteil (u. a. Ausschußmitgl. des Ver. für siebenbürg. Landeskde.), war 1848 sächs. Deputierter im ung. Parlament, dann ging er als solcher nach Wien und Olmütz (Olomouc). Ein energischer Gegner der Union Siebenbürgens mit Ungarn – dies zeigt sich bereits in seinem Bd. polit. Ged. „Aus den Ruinen des Sachsenlandes in Siebenbürgen“, 1849 –, forderte er ein unmittelbar der Krone unterstelltes Sachsenland. Er war zunächst 1848 Hrsg. des „Unterhaltungsblatts aus der Gegenwart“ und red. 1849– 52 den „Siebenbürger Boten“, legte diese Stelle jedoch aus Protest gegen die Militärverwaltung und die Vorzensur nieder. 1859–60 war S. Red. der „Siebenbürger Quartalschrift“, die, hauptsächlich von sächs. Juristen der Hermannstädter Rechtsakad. getragen, gegen den starken Zentralismus und für ein konstitutionelles Österr. eintrat. In der von ihm (1861) gegründeten, auch red. und hrsg. „Hermannstädter Zeitung“ (ab 1863 „Hermannstädter Zeitung vereinigt mit dem Siebenbürger Boten“) trat er gegen die Union ein, was 1865 – im Vorfeld des österr.-ung. Ausgleichs – zu S.s erzwungenem Rücktritt von der Red. führte. 1863–1864 nahm er als Abg. am Hermannstädter Landtag teil. Die von ihm in seiner 1867 in Leipzig unter seinem Ps. erschienenen Studie „Staat oder Nationalität?“ gestellte Frage beantwortete er unter Ablehnung von Föderalismusund Dualismus durch die Forderung nach einem einheitlichen Österr. unter der Führung seiner „deutschen Nationalität“. S.s finanzieller Ruin – bedingt durch Schulden für die Hrsg. der Ztg. und die Abschaffung der Bezüge für die Professur der Rechtsakad. (1869) – veranlaßte ihn zum Selbstmord.