Schmidt, Hermann Maximilian; genannt Schmidt-Göbel (1809–1882), Naturwissenschaftler und Mediziner

Schmidt Hermann Maximilian, genannt Schmidt-Göbel, Naturwissenschaftler und Mediziner. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 11. 8. 1809; gest. Klosterneuburg (Niederösterreich), 17. 8. 1882; röm.-kath. Sohn des Likörfabrikanten Franz Schmidt (geb. Braunschweig, Braunschweig-Wolfenbüttel/D, ca. 1771; gest. Prag, 2. 11. 1844) und der Johanna Schmidt, geb. Pöbele; ab 1847 verheiratet mit Emma Schmidt, geb. Jöndl (geb. Neuhof, Böhmen / Nové Dvory u Kutné Hory, CZ, 30. 8. 1810; gest. Wien, 23. 11. 1883). – Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte S. ab 1828 Medizin an der Universität Prag; 1836 Dr. med. Seine Dissertation über die Palpenkäfer des Gebiets um Prag erschien als „De pselaphis faunae Pragensis ...“ im selben Jahr auch im Druck. Anfänglich teilweise als praktischer Arzt sowie 1839–42 als Assistent an der Lehrkanzel für Spezielle Naturgeschichte der Universität Prag unter →Jan Svatopluk Presl tätig, übernahm S. 1847 eine Stelle als Supplent der Speziellen Naturgeschichte an der Universität Krakau. Als dort 1848 Polnisch als Unterrichtssprache eingeführt wurde, betraute man ihn zunächst 1849 mit der provisorischen Abhaltung der zoologischen Vorlesungen für Mediziner an der Universität Wien und ernannte ihn im November desselben Jahres zum o. Professor der Naturgeschichte an der Universität Olmütz. Nach Aufhebung der dortigen philosophischen Fakultät wurde S. 1851 zum o. Professor der Zoologie an die Universität Lemberg berufen, wo er diese Lehrkanzel bis 1875 innehatte; 1869/70 Rektor. S. legte 1844 gemeinsam mit Johannes Pfund eine Übersetzung des „Cours élémentaire d’Histoire naturelle … Botanique“ des französischen Botanikers Adrien de Jussieu unter dem Titel „Elementarkurs der Botanik“ vor. Im selben Jahr publizierte er den dritten Band der von Franz Xaver Ramisch begonnenen „Naturgeschichte des Thierreiches“, enthaltend u. a. die Kapitel Insekten, Spinnen, Krebse und Würmer. In der Folge übernahm er die Insektensammlungen →Johann Wilhelm Helfer s zur wissenschaftlichen Bearbeitung und begann die Ergebnisse als „Med. Dr. Joh. Wilh. Helfer’s hinterlassene Sammlungen aus Vorder- und Hinter-Indien“ zu veröffentlichen, wovon allerdings nur die 1. Lieferung 1846 unter dem Titel „Faunula coleopterorum Birmaniae, adjectis nonnullis Bengaliae indigenis“ erschien. Neben einigen kleineren Aufsätzen zur Entomologie, wie „Revision der Genera Demetrias Bon. und Dromius Bon.“ (in: Entomologische Zeitung 7, 1846) und „Zur Zebe’schen Synopsis der deutschen Coleoptera“ (ebd. 16, 1855), verfasste er volks- und sprachkundliche Arbeiten und widmete sich mit „Andeutungen über den Unterricht in der Naturgeschichte“ (in: Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 2, 1851) auch fachdidaktischen Fragestellungen. Später veröffentlichte er noch „Die schädlichen und nützlichen Insecten in Forst, Feld und Garten“ (1881), die ab 1882 an Volks- und Bürgerschulen verwendet und zusammen mit sechs farbigen Folio-Tafeln mehrfach aufgelegt wurden (1896 unter dem Titel „Die schädlichen Insecten des Land- und Gartenbaues“). Eine Schrift über die Lebensweise und Bekämpfung des Rebenstechers bildete 1882 seine letzte Publikation. S. war u. a. ab 1867 Mitglied des Entomologischen Vereins in Berlin sowie ab 1876 Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien. Nach ihm wurde 1935 ein Prachtkäfer Agrilus schmidtgoebeli benannt.

Weitere W.: Beytrag zu einer Monographie der Pselaphen …, 1838; Schloß Maultasch, in: Das Panorama des Universums zur erheiternden Belehrung für Jedermann und alle Länder 13, 1846; Ein neues Genus aus der Familie der Staphylinen, in: Entomologische Zeitung 7, 1846; Sprachlich-naturhistorisches, in: Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen 4, 1855; Zusätze und Berichtigungen zu Hagen’s Bibliotheca Entomologica, in: Deutsche Entomologische Zeitschrift 20, 1876.
L.: WZ, 11. 12. 1849, 5. 3. 1852, 22. 8. 1882; NFP, Wiener Allgemeine Zeitung, 19. 8. 1882 (beide Abendblatt); Finkel–Starzyński; Die Grenzboten 6, 1847, S. 264, 405f., 486ff.; Wiener Landwirthschaftliche Zeitung 32, 1882, S. 538; Wiener entomologische Zeitung 1, 1882, S. 264; Zoologischer Anzeiger 5, 1882, S. 556; Leopoldina 18, 1882, S. 209; G. Kraatz, in: Deutsche entomologische Zeitschrift 27, 1883, S. 191; J. Navrátil, Kapitoly z dějin olomoucké university, 1973, S. 84f.; H. H. Egglmaier, Naturgeschichte. Wissenschaft und Lehrfach, 1988, s. Reg.; Z. Koleška, in: Klapalekiana 29, 1993, Suppl., S. 501f., 559 (mit Bild); M. Svojtka, in: Berichte der Geologischen Bundesanstalt 83, 2010, S. 50ff.; Stiftspfarre Klosterneuburg, Niederösterreich; Kostel sv. Havla, Praha, CZ; Mitteilung Marie Makariusová, Praha, Stanislava Kovářová, Olomouc, beide CZ.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)