Schmitt, Ludwig d. Ä. (1849-1906), Kunsttischler und Möbelfabrikant

Schmitt, — Ludwig d. Ä. Kunsttischler und Möbelfabrikant. Geb. Wien, 19. 5. 1849; gest. ebenda, 29. 12. 1906. Sohn des Tischlermeisters Anton S. (geb. Birresdorf, Frankreich/Rheinland-Pfalz, Deutschland), 1. 2. 1807; gest. Wien, 9. 10. 1881), der 1840 in Wien die Meisterprüfung ablegte und 1841 eine Fa. gründete. S., der ab ca. 1863 das Tischlerhandwerk erlernte, erwarb 1875 das Gewerberecht und wurde Mitgl. der Tischlergenossenschaft. 1874 heiratete er Emilie Jettinger (geb. Wien, 14. 12. 1851; gest. ebenda, 29. 3. 1937) nach evang. Ritus und konvertierte vom röm.-kath. zum evang. Glauben (AB). In der Folge übernahm er das väterliche Unternehmen, erweiterte es und übertrug den Sitz der Fa. nach Wien VIII. (mit Verkaufsstelle Wien I., Stephansplatz). 1880 wurde die Fa. unter dem Namen Ludwig Schmitt, Anton Schmitt’s Sohn, Kunst- und Möbeltischlerei, registriert. In den 90er Jahren wurde S. beeideter Schätzmeister im Handelsgericht; 1898 k. u. k. Hoftischler und Möbelfabrikant und für seine Verdienste um die Entwicklung der heim. Möbelind. mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet. Die Fa. wurde vor allem durch die Erzeugung von „Kunstmöbeln“ bekannt, fertigte aber auch tapezierte Möbel sowie komplette Wohnungsund Büroeinrichtungen in allen Stilarten an. Um die Jh.Wende wurde mit der Erzeugung moderner Möbel im Jugendstil begonnen; seit damals arbeitete S. mit vielen bekannten Architekten und Möbeldesignern zusammen, so u. a. auf der Pariser Weltausst. (1900) mit Olbrich (s. d.), später mit Hans Vollmer und mehreren Schülern von Josef Hoffmann; Klimt (s. d.), mit der Familie befreundet, entwarf Möbelstoffe. Nach S.s Tod führte seine Witwe Emilie gem. mit dem Sohn Ludwig S. d. J. (geb. Wien, 14. 8. 1880; gest. ebenda, 2. 6. 1957) die Fa. mit Erfolg weiter, was sich u. a. durch die Teilnahme an zahlreichen Kunstgewerbeausst. (1909ff.) zeigt. Auch die Zusammenarbeit mit bedeutenden Designern (u. a. Hans Prutscher) dauerte an. 1921 übernahm Ludwig S. d. J. die Fa., die er 1924 in eine Ges.m.b.H. (Ludwig Schmitt, Vereinigte Kunstmöbelfabriken, DEA, G.m.b.H.) umwandelte (1940 gelöscht). Er war beeideter Sachverständiger für Kunstmöbel, 1924 Laienrichter beim Wr. Handelsgericht, wofür er den Titel Kommerzialrat erhielt, 1934–38 stellvertretender Zunftmeister bei der Wr. Tischlerzunft, Mitgl. des Wr. Kunstgewerbe-vier., dessen Mitbegründer sein Vater war.

L.: Wr. Ztg. vom 8. 8. 1903, S. 144 (Jubiläums-Festn.); Der Tischler, 1957, H. 7, S. 19f., H. 14, S. 20; Großind. Österr., Erg.Bd. 2, S. 377 (mit Bild); V. J. Behal, Möbel des Jugendstils ( = Materialien zur Kunst des 19. Jh. 29), 1981, s. Reg.; Mitt. V. Schmitt, Wien.
(V. J. Behal)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 285
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