Schmitt, Robert Hans (1870-1899), Alpinist, Afrikaforscher und Maler

Schmitt, — Robert Hans Bergsteiger, Afrikareisender und Maler. Geb. Wien, 7. 1. 1870; gest. Mangali in Uhehe, Dt. Ostafrika (Tanzania), 10. 5. 1899. Sohn des Musikpädagogen und Komponisten Hans S. (s. d.). Nach dem Besuch des Gymn. absolv. S. 1885–87 die allg. Malerschule der Akad. der bildenden Künste in Wien bei Griepenkerl (s. d.), 1887/88 die Spezialschule für Landschaftsmalerei bei E. Peithner v. Lichtenfels (s. d.); darüber hinaus stud. er bei Darnaut-Fix (s. d.).Die Landschaftsmalerei stand auch im Mittelpunkt seiner künstler. Arbeit. Zwischen 1888 und 1893 entfaltete S. eine rege alpinist. Tätigkeit, bei der er insbes. als Felskletterer außerordentl. Fähigkeiten bewies. Davon zeugenzahlreiche „Schmittwege“. auf der Rax, im Gesäuse (Planspitze, Ödsteinkarturm, Reichenstein), im Dachsteingebiet (u. a. Mitterspitz, Hoher Gjaidstein, Hohes Kreuz, Großer Koppenkarstein), im Karwendelgebirge, in der Ortlergruppe und in den Dolomiten. Es gelangen ihm Erstersteigungen (u. a. Roter Turm in den Lienzer Dolomiten, 1888, Fünffingerspitze in den Grödener Dolomiten, 1890, Lorenzspitze in den Stubaier Alpen, 1892, Eiskarlspitz in der Dachsteingruppe, 1893) und schwierige Touren in den Westalpen. Unter seinen Begleitern finden sich prominente Vertreter des Wr. Bergsteigertums wie Hans Heiversen, H. Hess und Lammer (beide s. d.) sowie der Tiroler J. Santner (s. d.) und der Münchner Georg Winkler. Ab 1887 war S. Mitgl. des ÖAK, 1893 gehörte er dessen Ausschuß an. Aus zunächst bergsteiger. Ambitionen – so plante er eine Ersteigung des Mt. Kenia – beteiligte er sich 1894 an der Expedition „Freiland“ nach Brit. Ostafrika, einem eher utop. Kplonisationsprojekt, das auch scheiterte. Die dabei gewonnenen Erfahrungen wollte S. fortan in den Dienst der wiss. Erschließung Afrikas stellen. 1895 trat er der Geograph. Ges. bei, die ihn bei seinen diesbezügl. Bestrebungen unterstützte. 1896 wurde er auf Empfehlung von O. Baumann (s. d.), damals österr. Hon.Konsul in Sansibar, vom Dt. Gouvernement in Ostafrika eingestellt und mit Forschungsaufgaben betraut. So erforschte er südt. von Daressalaam das Mündungsgebiet von Rufidschi und Mohoro sowie die Ulugum-Berge und das Gebiet bis zu den Pangani-Fällen. 1898 rüstete S. eine größere Expedition aus, die das Nordostufer des Nyassasees (Malawisee) erreichen sollte, erlag jedoch einem schweren Anfall von Schwarzwasserfieber. Im Unterschied zu seinen alpinist. Leistungen ist S.s Anteil an der Erforschung Afrikas – nicht zuletzt wegen seines frühen Todes - bescheiden geblieben; im Wr. Gesellschaftsleben genoß er, wie ein Hinweis von Arthur Schnitzler beweist, wohl durch seine Vorträge Ansehen als „Afrikareisender“. Ein Tl. seiner Smlgg. gelangte in das Wr. Naturhist. Mus.

W.: Mailap b. Bozen, Der Ortler; usw. – Publ.: Der Zwölferkogel vom Giralbajoch, in: ÖAZ 10, 1888; Alte und neue Pfade im Dachsteingebiet, ebenda, 11, 1889; Die Nordwand des Oedstein, ebenda, 15, 1893; Das Colonisationsproject der Freiländer und sein Ende, in: Mitth. der k. k. Geograph. Ges. in Wien 38, 1895; usw.
L.: N. Fr. Pr. vom 13. und 17. 6. 1899; Mitth. der k. k. Geograph. Ges. in Wien 39, 1896, S. 557f.; H. Wödl, in: ÖAZ 21, 1899, S. 155f. (mit tw. Tourenverzeichnis); Ph. Paulitschke, in: Mitth. der k. k. Geograph. Ges. in Wien 42, 1899, S. 170; Mitt. DÖAV 25, 1899, S. 149; Dt. Rundschau für Geographie und Statistik 22, 1900, S. 135ff. (mit Bild); Grundwald, n. 2425; G. Gröger – J. Rabl, Die Entwicklung der Hochtouristik in den Oesterr. Alpen, 1890, s. Reg.; Die Erschliessung der Ostalpen, red. von E. Richter, 1–3, 1893–94, s. Reg.; E. Pichl, Wiens Bergsteigertum, 1927, s. Reg.; A. Schnitzler Tagebuch 1893–1902, 1989, S. 177; Mitt. P. M. Braunwarth und G. Schirmer, beide Wien.
(R. Hösch)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 292f.
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