— Wilhelm Joseph Schmitt, Gynäkologe. Geb. Lorch, Erzbistum Mainz (Deutschland), 10. 8. 1760 (Taufdatum); gest. Oberdöbling, NÖ (Wien), 3. 6. 1827. Verlor fünfjährig seinen Vater, einen Juristen und Landwirt, und wurde dann von einem Onkel, der Kleriker war, erzogen. Obwohl er Neigung für das Klosterleben zeigte, begann er nach Absolv. der Lateinschule und dem Besuch der philosoph. Jgg. (ab 1776) in Mainz (1778 Bacc. phil., 1779 Mag. phil.) an der dortigen Univ. das Med.Stud., welches er 1780/81 in Würzburg u. a. bei dem Physiologen Kaspar Siebold, ab 1783 aber in Wien, u. a. bei N. J. Jacquin (s. d.) und Maximilian Stoll fortsetzte. 1784 schwer erkrankt, trat er 1785 auf Anregung der ihm befreundeten Militärärzte Valentin Göpfert sowie Johann Adam Schmidt als Praktikant in die österr. Armee ein, stud. in der Folge an der medizin.-chirurg. Josephsakad. und wurde 1791 zum Dr. med. et chir. prom. 1786 zum Unterfeldarzt, 1789 zum Oberfeldarzt avanciert, wurde er 1794 Rgt.Arzt des Bombardierkorps, suppl. 1795 die Professur für Med. an der Josephsakad., fungierte dann drei Jahre als Lehrer der Zöglinge, ab 1798 als externer, ab 1800 als interner Prof. und Stabsarzt, ab 1802 als ao. und von 1804 bis zur Aufhebung als o. Prof. für Geburtshilfe und Staatsarzneikde. 1822 nahm er nach der Wiedereröffnung der Anstalt seine Tätigkeit wieder auf und trat 1824 endgültig i. R. S., der 1788–93 auch Sekretär in medizin.-chirurg. Amtsgeschäften der Armee sowie ab 1805 ständiger Sekretär der Josephsakad. war, trat wiss. sowohl als Geburtshelfer wie als Gerichtsmediziner hervor. Seine Arbeit über Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter gilt als Erstbeschreibung dieses Phänomens. Ebenso wie fachl. Detailfragen lagen ihm die großen Standortfragen der Geburtshilfe seiner Zeit am Herzen, die er in mehreren programmat. Aufsätzen behandelte. In der geburtshilfl. Praxis, für die er auch Instrumente entwickelte, befürwortete er eine zwischen allzu konservativer und betont aktiver Richtung liegende Haltung des Arztes, bzw. dessen überlegtes Eingreifen. Seines hohen Ansehens wegen wurde er nicht nur von der Familie Erzh. Karls (s. d.), sondern auch von zahlreichen Familien der Hocharistokratie als Arzt beigezogen. Im Rahmen der Gerichtsmed. untersuchte er u. a. die Brauchbarkeit der hydrostat. Lungenprobe, die von grundlegender Bedeutung für den Nachweis der Kindestötung wurde. S. zählt neben Johann Lukas Boër und Simon Zeller v. Zellenberg zu den drei Geburtshelfern von internationalem Format im Wien des beginnenden 19. Jh.