Schmidt, Wilhelm (1880-[nach] 1928), Designer und Architekt

— Wilhelm Schmidt, Möbeldesigner und Architekt. Geb. Grulich, Böhmen (Králíky, Tschechien), 4. 2. 1880; gest. Tschechien, nach 1928. Sohn des Dir. der Kunstgewerbl. Fachschule in Grulich, Wilhelm S. Stud. 1897/98 ornamentale Zeichnung bei Willibald Schulmeister an der Wr. Kunstgewerbeschule, 1898–1901 Architektur bei Oskar Beyer und Josef Hoffmann. 1901 begründete S. gem. mit dem Hoffmann-Schüler Hans Vollmer und anderen Kollegen die „Wiener Kunst im Haus“, mit dem Ziel, eine Neugestaltung der Einrichtungsgegenstände zu bewirken. Gleichzeitig arbeitete er als Entwerfer für das Wr. Ausstattungsunternehmen von Friedrich Otto Schmidt (s. d.), für welches auch A. Loos (s. d.) als Berater fungierte. Im selben Jahr begann S., wieder gem. mit Vollmer, auch für die 1880 gegründete „Prag Rudniker Korbwaren-Fabrication“ Korbmöbel und Modelle aus Holz und Rohrgeflecht zu entwerfen. Dabei handelte es sich um die ersten von Künstlern gestalteten Korbmöbel. Daneben richtete S. als selbständiger Architekt auch mehrere Wohnungen, u. a. die des Schriftstellers Victor Léon (s. Hirschfeld Viktor), ein und beteiligte sich 1905 am Wettbewerb für den „Friedenspalast“ in Den Haag. Ab 1908 war er österr. Mitgl. desDt. Werkbunds und zählte 1914 zu den Mitbegründern des Österr. Werkbunds. Neben seiner Tätigkeit als Designer und Architekt unterrichtete er als Prof. an der Zentralanstalt für Frauengewerbe in Wien und wurde 1914 zum Leiter der Fachschule für Holzbearbeitung in Königsberg a. d. Eger (Kynšperk nad Ohří) berufen. S.s Stil als Möbeldesigner ist von den konstruktiven Qualitäten seines Lehrers Hoffmann und einer materialgerechten Gestaltung geprägt.

L.: P. Stefan, in: Z. für Innendekoration, 1908, S. 140 ff.; D. Müller, Klassiker des modernen Möbeldesign, (1980), S. 150 ff.; V. J. Behal, Möbel des Jugendstils ( = Materialien zur Kunst des 19. Jh. 29), 1981, S. 76; Le arti a Vienna, Venezia (1984), S. 580(Kat.); A. Gmeiner – G.Pirhofer, Der Österr. Werkbund, (1985), S. 241; E. B. Ottillinger, Korbmöbel, 1990, s. Reg.; Archiv der Hochschule für angewandte Kunst, Wien.
(E. B. Ottillinger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 301
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