Schmidberger, Josef (1773-1844), Obstbaufachmann

Schmidberger Josef, Can.reg., Obstbaufachmann. Geb. Urfahr (Linz, OÖ), 4. 11. 1773; gest. St. Florian (OÖ), 10. 8. 1844. Sohn eines Webers. Nach Absolv. der philosoph. Jgg. in Linz stud. er 1894/95 Med. an der Univ. Wien, wo er sich unter dem Einfluß von N. J. und J. F. Frh. v. Jacquin (beide s. d.) den Naturwiss. zuwandte. Nach Abbruch des Stud. aus gesundheitl. Gründen trat er 1796 in das Augustiner Chorherrenstift St. Florian ein, 1798 Profeß, absolv. ab 1797 das Priesterseminar in Linz und erhielt 1800 die Priesterweihe. Anschließend wirkte er als Kooperator in Ansfelden, bis er 1810 als Küchenmeister in das Stift zurückkehrte, wo er 1812 auch die Agenden des Jagdwesens und 1817 das Gartenmeisteramt übernahm. S., schon während seines Noviziates mit Botanik befaßt, begann sich in Ansfelden speziell mit Obstbau zu beschäftigen. Im Stift richtete er dann eine Orangerie ein, reorganisierte die Baumschule, züchtete neue Sorten und zog ein großes Sortiment heran, das er in allen Teilen der Habsburgermonarchie, aber auch im Ausland absetzte. Er befaßte sich eingehend mit den Schädlingen der Obstbäume und deren Parasiten, entdeckte im Zuge seiner Forschungen nicht nur neue Arten, sondern entwickelte auch eine biolog. Schädlingsbekämpfung. Er sah nur bei übermäßiger Vermehrung einer Tierart die Gefahr nennenswerter Schäden und in der ungestörten Natur eine weise Harmonie. Er entwarf damit Gedanken, die, derzeit wieder aktuell geworden, auch dem Begriff vom biolog. Gleichgewicht zugrundeliegen. Gründungsmitgl. des Musealver. Francisco-Carolinum in Linz, gehörte er 1834–44 dessen Verwaltungsrat an und regte die Einrichtung einer entomolog. Smlg. an. Er erfuhr zahlreiche Ehrungen, so sind eine Apfelsorte sowie eine Fliegenart nach ihm benannt und mehrere Garten- und Obstbauges. ernannten ihn zum Ehrenmitgl., u. a. 1826 der Ver. zur Beförderung des Gartenbaues in den kgl. preuß. Staaten. S., einer der bedeutendsten Pomologen im dt. Sprachgebiet, wirkte bahnbrechend in der Schädlingsbekämpfung und gilt als einer der Begründer der Parasitenkde.

W.: Kurzer prakt. Unterricht von der Erziehung der Obstbaeume in Gartentoepfen . . ., 1820, Neuaufl. 1828; Leichtfaßl. Unterricht von der Erziehung der Zwergbaeume, 1821; Leichtfaßl. Unterricht von der Erziehung der Obstbaeume . . ., 1824; Beitrr. zur Obstbaumzucht und zur Naturgeschichte der den Obstbaeumen schädl. Insekten, 4 He., 1827–36; Leichtfaßl. Unterricht über Erziehung und Pflege der Obstbaeume, 1837; Den Obstbäumen schädl. Insekten, in: Naturgeschichte der schädl. Insecten in Beziehung auf Landwirthschaft und Forstcultur, hrsg. von V. Kollar ( = Verhh. der k. k. Landwirthschafts-Ges. in Wien, NF 5), 1837, auch selbständig, auch engl.; Von der Fürsorge Gottes für die Erhaltung der Insecten, daß sie nicht aussterben, in: 6. Ber. über das Mus. Francisco-Carolinum, 1842; Land- und Forstwirtschaft in OÖ, Manuskript, Oö. Landesmus., Linz; usw.
L.: Linzer Volksbl. vom 25. und 29. 8. 1931; K. Karning, in: Obst. Z. für die Gesamtinteressen des österr. Obstbaues, 1933, H. 10; Th. Kerschner, in: Jb. des Oö. Musealver. 85, 1933, S. 394, 418f.; H. L. Werneck, ebenda, 86, 1935, S. 387ff.; Krackowizer; Wurzbach; L. Guppenberger, Bibliographie des Clerus der Diöcese Linz . . . 1785 bis 1893, 1893; B. O. Černík, Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustiner-Chorherrenstifte Österr. . . ., 1905, s. Reg., bes. S. 56ff.; Bauernland OÖ, hrsg. von A. Hoffmann, 1974, S. 290; Stiftsarchiv St. Florian, OÖ.
(F. Speta)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 315
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