Schmidl Wenz(e)l, Fabrikant und Postmeister. Geb. Weipert, Böhmen (Vejprty, Tschechien), 18. 9. 1783; gest. ebenda, 1. 10. 1857. Aus einer aus Franken eingewanderten Familie, Sohn von Rupert S. d. Ä., Bruder von Rupert S. d. J. (beide s. unten), Vater des Folgenden sowie von Wilhelm (s. unter dem Folgenden), Julius (s. unter Edmund S.) und Rudolf S. (s. unten), Großvater von Emil C. S. (s. d.), Ludwig S. (s. unter Emil C. S.) und Edmund S. (s. d.). S. arbeitete ab ca. 1803 – bis 1819 gem. mit seinem Bruder Rupert S. d. J. (geb. Weipert, 8. 9. 1773; gest. ebenda, 17. 7. 1838) – im Spitzenhandelsunternehmen, das sein Vater, Rupert S. d. Ä. (geb. Weipert, 14. 7. 1735; gest. ebenda, 3. 7. 1788), seit 1760 aufgebaut hatte; dieser ließ alle Arten von Spitzen in Weipert und Umgebung erzeugen und verkaufte sie dann hauptsächl. nach Wien. S. erweiterte das Sortiment des Unternehmens, das nach dem Tod Rupert S.s d.Ä. eine Zeitlang von dessen Witwe Krescentia allein, dann unter Beteiligung ihrer Söhne geführt worden war, um Posamentierwaren, die tw. in Auftragsarbeit in Weipert erzeugt oder auswärts eingekauft wurden. Schon seit 1814 hatte das Unternehmen die Wr. Märkte beschickt, da dies jedoch nur zweimal jährl. möglich war, eröffnete S. 1824 eine Niederlage in Wien; 1830 erfolgte der Einstieg auf dem Markt in Pest (Budapest), wo er Anfang der 40er Jahre gleichfalls eine Filiale etablierte (diese bestand bis in die 90er Jahre). 1839 gründete S. gem. mit seinen Söhnen Wenz(e)l Ludwig und Wilhelm S. die Fa. „W. Schmidl & Söhne“ (1839 Erteilung der Landesfabriksbefugnis für Spitzenerzeugung, die 1843 – nach Standortverlegung des Betriebs in Weipert 1840 – auf Web- und Posamentierwaren aus Seide und Schafwolle ausgeweitet wurde). 1845 zog sich S. aus dem Unternehmen zurück, das unter seiner Leitung wesentl. expandiert und damit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Posamentierwarenind. in Weipert geleistet hatte. S. machte sich auch um die Arbeiterwohlfahrt verdient. So regte er zu Beginn der 50er Jahre die Gründung eines Krankenunterstützungsfonds für Posamentierarbeiter an, der sich zu einer Posamentierarbeitervereinigung entwickelte, und wurde selbst dessen erster Obmann. Neben den unternehmer. Aktivitäten war die Familie S. auch im Postwesen tätig: Rupert S. d. Ä. wurde 1782 von der Obersthofpoststelle als erster Postmeister von Weipert eingesetzt und erbaute 1787 das Postgebäude (in dem bis 1840 auch die Fa. untergebracht war). Nach seinem Tod führte seine Witwe Krescentia das Amt weiter und übergab 1806 die Postmeisterstelle an S. Dieser bemühte sich intensiv um die regionale Ausweitung des Postverkehrs mit Weipert, u. a. betreute er ab 1808 die Grenzzollämter von Schmiedeberg (Kovářská) und Preßnitz (Přísečnice); 1834 wurde auf S.s Betreiben eine PostRelaisstation für Extrapost-Reisende in Böhm. Hammer (České Hamry) eröffnet (1842 nach Weipert verlegt), 1836 Weipert in die Fahrpostexpedition einbezogen. 1837 bzw. 1845 wurde Weipert mit Annaberg (Annaberg-Buchholz) und Karlsbad (Karlovy Vary) bzw. mit Joachimsthal (Jáchymov) verbunden. Aufgrund des gesteigerten postal. Aufkommens conté S., der auch „Postwenzel“ genannt wurde, 1849 als Hilfsbeamten seinen Sohn Rudolf S. (geb. Weipert, 10. 2. 1827; gest. Bärenstein, Sachsen/Deutschland, 1. 6. 1900) einstellen, der dann 1852 seinen Vater als Postmeister ablöste; mit Übernahme des Postamts in Staatsregie 1889 trat er i. R. Rudolf S., der während seiner techn. Stud. in Wien (1845–48) als Nationalgardist an der 1848er Revolution teilgenommen hatte, setzte sich später als Obmann des „deutsch-politischen- und Fortbildungsvereins“ für die Errichtung einer Bürgerschule in Weipert ein.