Schmieger, Ignaz Anton (1812-1887), Textilfabrikant

Schmieger Ignaz Anton, Textilfabrikant. Geb. Schlaggenwald, Böhmen (Horní Slavkov, Tschechien), 19. 4. 1812; gest. Zwodau, Böhmen (Zvodava, Tschechien), 1. 3. 1887. Sohn eines selbständigen Webers, lernte er die Handweberei bei seinem Vater, wurde dann weiter in Brünn (Brno) und Reichenberg (Liberec) ausgebildet. S. errichtete in Schlaggenwald eine Handweberei und kaufte 1856 in Zwodau eine kleine Baumwollspinnerei, wo er erst eine Streichgarnspinnerei und später eine mechan. Kammgarnspinnerei unter Nutzung von Wasserkraft und ab 1860 von Dampfkraft einrichtete. Seine Tatkraft überwand auch schwere Rückschläge: Nach einem ersten Brand (1863) wurde die Streichgarnspinnerei aufgegeben, aber eine Wollwäscherei und Kämmerei angelegt, die jedoch wegen Abwasserverschmutzung aufgelassen werden mußte. Nach dem zweiten Brand (1880) litt die Produktion vorerst an den unzureichend instandgesetzten Maschinen, und erst eine Erneuerung der techn. Einrichtungen sicherte dem von S. patriarchal. und mit „wohlwollender Strenge und Gerechtigkeit“ geführten Unternehmen einen beachtl. Aufschwung. Nach S.s Tod übernahmen seine Söhne, Franz Ser. (geb. Schlaggenwald, 14. 4. 1846), Josef Anton (geb. Schlaggenwald, 18. 6. 1853; gest. Zwodau, 2. 7. 1896, ermordet) und Anton (geb. Schlaggenwald, 26. 8. 1854) das Unternehmen. Unter der Leitung Josefs, der an der Seite seines Vaters schon Jahre hindurch Erfahrungen gesammelt hatte, wurde die Fabrik weiter vergrößert; nach seinem Tod übernahm sein Bruder Franz, der bis dahin das Büro in Wien geleitet hatte, diese Stelle. 1898 liefen in der Fabrik 50.000 Spindeln. Den Arbeitern dienten eine Vorschußkasse, ein Altersversorgungsfonds, eine Betriebskrankenkasse, eine Bäderanlage mit Schwimmbad, ein Speisehaus, Schlafsäle für ledige Arbeiter und Arbeiterinnen sowie Häuser für Arbeiterfamilien. Als Fabriksgründer und Unternehmer hat S. einen wichtigen Beitrag zur Industrialisierung Westböhmens geleistet.

L.: Bote aus dem Egerthal vom 4., 8., 18., Egerer Nachrichten vom 4. und 8. 7. 1896 (für Josef S.); G. Otruba – R. Kropf, in: Bohemia. Jb. des Collegium Carolinum 12, 1971, s. Reg.; G. Otruba – K. M. Brousek, in: ebenda, 23, 1982, S. 329; Egerländer Biograf. Lex.; Großind. Österr. 4, S. 91 ff.; Státní oblastní archiv (Staatl. Gebietsarchiv), Plzeň, Tschechien.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 331
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