Schmutzer Ferdinand, Radierer und Maler. Geb. Wien, 21. 5. 1870; gest. ebenda, 26. 10. 1928. Sohn des Tierbildhauers Ferdinand S. (geb. Wien, 6. 5. 1833; gest. ebenda, 17. 3. 1915), der ab 1849 an der Wr. Akad. der bildenden Künste stud., Ehegatte von Alice S. (s. d.). S. stud. 1885/86 an der Wr. Kunstgewerbeschule und Bildhauerei bei K. L. A. Kühne (s. d.), 1886–93 Malerei an der Wr. Akad. der bildenden Künste bei Matthias Trenkwald; zugleich absolv. er seine Ausbildung als Radierer bei William Unger. S. unternahm Stud.Reisen nach Deutschland, hielt sich, ermöglicht durch den Rompreis, von 1894–96 in Holland auf, 1899 in Nordwestfrankreich (Concarneau) und 1900 in Paris (Schule Cormon). Er war ab 1905 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) und ab 1901 der Vereinigung bildender Künstler Österr. (Secession), deren Präs. er 1914–17 war; seit 1906 Mitgl. der Berliner, wurde er 1908 Nachfolger Ungers als Prof. der Radierkunst an der Wr. Akad. der bildenden Künste, deren Rektor er 1922–24 war. Bis zu seinem Tod unternahm S. zahlreiche Reisen, die ihn immer wieder nach Holland führten (28 mal), in die Bretagne, nach Tirol und in das Trentino sowie nach Oberitalien und Ungarn (1924/25). S. ist v. a. als virtuoser Radierer bekannt geworden und erst in zweiter Linie als Maler. Er schuf fast 300 z. Tl. großformatige Radierungen; das 1904 entstandene Bl. „Joachim-Quartett“ galt damals als größte bis dahin geschaffene Radierung (884 x 1227 mm). S. verstand es, seine Technik so einzusetzen, daß er damit bedeutende maler. Effekte erzielen konnte: so wirken viele der graph. Bll. geradezu wie gemalte Bilder. Seine Bekanntheit weit über die Grenzen Österr. hinaus verdankte S. den zahlreichen Radierungen mit den Bildnissen bekannter Persönlichkeiten. Reizvoll sind aber auch die kleinformatigen Bll. mit bäuerl. Szenen aus Tirol, der Bretagne oder Holland – oft Interieurs – oder mit Stadtansichten (Weixlgärtner beschreibt bis zum Jahr 1921 239 Nummern). Das erste Bl. entstand 1896 („Lesende Holländerin mit Katze“), die erste Porträtradierung 1897 („Graf Baillet de Latour“). Daneben arbeitete er jedoch stets auch als Maler (Öl, Pastell, Gouache, Aquarell), meist im Sommer, auf Reisen. Die ersten Ölbilder und Aquarelle waren bereits 1890 entstanden. Die Radierkunst S.s ist als eigenständige Leistung auch insofern einzustufen, als wegen des großen Formats mancher Bll. eine für dieses Medium ungewohnte bildmäßige Komposition angewendet wurde. In den kleineren Bll., aber auch in der Malerei vertrat er einen Stimmungsimpressionismus, der einerseits an E. J. Schindler (s. d.) anschließt, anderseits die helle Farbigkeit der Secession aufnimmt. S.s Auffassung vom Verhältnis Mensch – Landschaft war unübersehbar von A. v. Pettenkofen (s. Pettenkofer A.) beeinflußt. Zahlreiche Ausst., u. a. Dresden 1902 und 1907, München 1903, Berlin 1907, London 1906 und 1908, St. Petersburg 1907, Wien 1929, 1958 (beide Gedächtnisausst.). 1907 erhielt er den Reichel-Preis für sein gesamtes, bei der 29. Ausst. der Secession gezeigtes Werk.