Schnabel, Georg Norbert (1791-1857), Statistiker und Jurist

Schnabel Georg Norbert, Statistiker und Jurist. Geb. Weseritz, Böhmen (Bezdružice, Tschechien), 31. 3. 1791; gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 22. 10. 1857. Sohn eines Steuereinnehmers, Vater des August S. (s. unten). Besuchte das Gymn. in Pilsen (Plzeň) und absolv. 1808–11 die philosoph., 1811–15 die jurid.-polit. Stud. an der Univ. Prag; 1816 Dr. jur. an der Univ. Wien, wo er bis 1817 Supplent der polit. Wiss. und Statistik war. 1817 o. Prof. der europ. und österr. Statistik an der Univ. Prag, wechselte S. 1835 auf das Ordinariat der „rechts- und staatswissenschaftlichen Enzyklopädie, des Natur- und prakti schen Völkerrechtes, dann des österreichischen Strafrechtes“, das er bis zu seinem Tod innehatte; 1849/50 und 1854/55 Dekan des Prof.Kollegiums der jurid. Fak., 1852/53 Rektor. S., als Lehrer zumindest in seiner letzten Zeit nicht günstig geschildert, war ein Repräsentant „des gelehrten Juristen des österreichischen Vormärz“. In erster Linie jedoch Statistiker, schuf er auf diesem Gebiet seine Hauptwerke: „Die europäische Staatenwelt . . . “, 2 Tle., 1819, eine Arbeit, die ihm erhebl. Schwierigkeiten mit der Zensur brachte und 1826 wahrscheinl. seine Berufung nach Wien verhinderte, sowie die „General-Statistik der europäischen Staaten mit vorzüglicher Berücksichtigung des Kaiserthumes Oesterreich“, 1829, beide konsequent nach der vergleichend-räsonierenden Methode gearbeitet. Die rechtsphilosoph. Schrift „Das natürliche Privatrecht“, 1842, wurde von der Kritik in scharfer Form abgelehnt, die „Geschichte der juridischen Fakultät an der. . . vereinigten Carl-Ferdinandeischen Hochschule zu Prag . . . “, 3 Tle., 1827, die S. in seiner Eigenschaft als Historiograph seiner Fak. schrieb, findet jedoch noch in der Gegenwart Anerkennung. S. war auch sozial sowie als Mitgl. der Provinzial-Handels-Komm. engagiert. Er erhielt 1846 den Titel Gubernialrat und wurde u. a. 1852 mit der Goldenen Medaille für Wiss. und Kunst ausgez. Sein Sohn August S. (geb. Prag, 25. 8. 1821; gest. ebenda, 23. 6. 1856) war als Staatsanwalt in Brünn (Brno) sowie als jurist. Fachschriftsteller tätig.

W.: Entwurf einer Dienst-Instruction für die Wirthschaftsämter in den k. k. Staaten . . ., 1819, 2. Aufl. 1827; Statist. Darstellung von Böhmen, 1826; General-Statistik der europ. Staaten . . ., 2 Tle., 1829, 2. Aufl. 1833 und 1841 (mit Nachtrag: Europa um das Jahr 1840, 1841), italien., 3 Tle., 1833–35; Das Strafrecht über Gefällsübertretungen in seinen Beziehungen auf die allg. österr. Strafgesetze, 1837, italien. 1845; Das natürl. Privatrecht, 1842 (Übertitel: Die Wiss. des Rechts), Nachdruck 1970; Statistik der landwirthschaftl. Ind. Böhmens, 1846; Abhh. in Fachz.; usw. Neubearb.: J. G. A. Galletti’s Allg. Weltkde., 7. Aufl. 1831.
L.: Bohemia vom 23. und 25., Prager Ztg. vom 24. 10. 1857; K. Přibram, in: Statist. Ms., NF 18, 1913, S. 706, 709, 712f.; E. Schmied, in: Bohemia. Jb. des Collegium Carolinum 25, 1984, S. 74; ADB; Graeffer–Czikann; Masaryk; Otto; Wurzbach; M. v. Stubenrauch, Bibl. juridica austriaca, 1847; Die dt. Karl-Ferdinands-Univ. in Prag . . ., 1899, s. Reg.; J.f. v. Schulte, Lebenserinnerungen, 1908, S. 129; M. Navrátil, Almanach československých právníků, 1930; G. Oberkofler, Stud. zur Geschichte der österr. Rechtswiss. ( = Rechtshist. R. 33), (1984), s. Reg.; R. Lebmann – H. Helczmanovski, Auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik und Bevölkerungswiss. tätige Österreicher, (1986); UA Wien. – August S.: Adler 6, 1906–10, S. 43; Wurzbach (s. unter Georg Norbert S.); Mitt. A. Stöckelle, Wien.
(F. Spurný)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 352
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