Schneedorfer P. Leo (Adalbert), OCist, Theologe. Geb. Ober-Groschum, Böhmen (Horní Chrášt’any, Tschechien), 20. 4. 1839; gest. Hohenfurth, Böhmen (Vyšši Brod, Tschechien), 23. 9. 1914. Sohn eines Landwirts. Trat nach dem Besuch des Gymn. in Budweis (České Budějovice) 1861 in das Zisterzienserstift Hohenfurth ein und stud. 1862–66 an der Univ. Innsbruck Theol.; 1865 Profeß und Priesterweihe. Danach wirkte S. als Kaplan in Dt. Reichenau (Rychnov u Nových Hradů) und Brünnl (Horní Stropnice), 1870 wurde er Spiritual der Hohenfurther Stiftskleriker in Budweis, 1872 Pfarrprovisor in Brünnl und Stiftsbibliothekar. 1873 an der Univ. Prag zum Dr. theol. prom., unternahm er in der Folge Stud.Reisen durch die dt. Staaten und hörte in Leipzig, Würzburg und Tübingen bibelwiss. Vorlesungen. 1875 wurde S. Ass. an der Prager theolog. Fak. und Supplent der Lehrkanzel für Moraltheol. 1876 Prof. für das alttestamentl. Bibelstud. an der bischöfl. theolog. Lehranstalt in Budweis. 1883 erfolgte seine Berufung – als Nachfolgerf. S. Bauers (s. d.) – auf den Prager Lehrstuhl für das neutestamentl. Stud. und die höhere Exegese; 1886/87, 1890/91, 1895/ 1896 Dekan. Nach seiner Emer. (1910) las S. als Hon.Prof. bis 1914 bibl. Hermeneutik und ein Kolleg über bibl. Philol. Der überaus fleißige Lehrer neigte mehr der konservativen Richtung zu und ließ sich von Zeitströmungen (Liberale Bibelkritik) nicht leicht beeinflussen. Von seinen Schriften war sein Kompendium der neutestamentl. Einleitungswiss. am weitesten verbreitet und an zahlreichen theolog. Lehranstalten in Gebrauch. Neben seiner wiss. Tätigkeit hielt S. mit Vorliebe auch Festpredigten und war Mitgl. des Landesschulrats für Böhmen. Als Mensch und Lehrer von großer Liebenswürdigkeit, war er bei Kollegen und Studenten (für die er eine Stiftung errichtete) ungemein beliebt.