Schneider, Johann Bapt. (1840-1905), Weihbischof

Schneider Johann Bapt., Weihbischof. Geb. Gaunersdorf (Gaweinstal, NÖ), 28. 5. 1840; gest. Wien, 26. 1. 1905. Sohn eines Glasermeisters. Besuchte 1852–56 das Wr. Schottengymn. und wurde anschließend im neugegründeten Knabenseminar aufgenommen, von wo aus er das Piaristengymn. besuchte. Mit seinem Schulkollegen und späteren Amtsbruder Marschall (s. d.) war er seit damals befreundet. 1860 trat S. ins Wr. Priesterseminar ein und stud. 1860–64 Theol. und Phil. an der Univ. Wien; 1864 Priesterweihe, 1869 Dr. theol. Ab 1864 war S. Kooperator in Pirawarth (NÖ), 1865 wurde er als Stud.Präfekt ans Wr. Priesterseminar berufen, 1867 Subregens. 1869 kurzfristig Kaplan in Wien VI., begleitete er Burgpfarrer Johann Schwetz, bei dem er an der Wr. Univ. spezielle und generelle Dogmatik stud. hatte, nach Rom, wo er im Collegio Santa Maria dell’Anima als Kaplan wirkte und sich mit kirchenrechtl. Stud. beschäftigte. In zahlreichen – später tw. veröff. – Briefen berichtete er über das Erste Vaticanum (hier bes. über die oppositionelle Haltung von Kardinal Rauscher, s. d.), die letzten Tage des Kirchenstaates sowie die Beschießung und Okkupation Roms. 1870 zum Hofkaplan ernannt, kehrte er nach Wien zurück. 1872–85 war er Hofburg-Pfarrvikar. 1871 Supplent für Fundamentaltheol. an der Univ. Wien, 1881 ao. Prof. S. wurde 1885 zum Inhaber der Hof- und Stadtpfarre St. Augustin ernannt und gleichzeitig Superior der Ordensfrauen vom heiligsten Herzen Jesu (Sacré Coeur). Er renovierte die Pfarrkirche, ließ 1890 durch P. Heinrich Abel (s. d.) eine Volksmission durchführen und gründete die Marian. Kongregation für Kaufleute. Seine bes. Fürsorge galt ebenso dem kath. Ver.Wesen, wobei es ihm gelang, St. Augustin zum Mittelpunkt der kath. Männerbewegung Wiens zu gestalten. Als Nachfolger von Schwetz 1891 zum Domkapitular von St. Stephan ernannt, war S. auch für den Wr. Dombau-Ver. zuständig. 1896 wurde er Weihbischof (Titularbistum Parnassus), 1898 Generalvikar und gleichzeitig Dompropst, Präses des Konsistoriums und des Diözesangerichts sowie Zentraldir. der Leopoldinen-Stiftung. Als engstem Mitarbeiter Gruschas (s. d.) fiel ihm nun die Hauptlast in der Leitung der Erzdiözese zu. S., als Theologe konservativ, setzte sich für die vita bzw. mensa communis des Klerus ein und reorganisierte den Priester-Defizientenver. Im Unterschied zu Marschall, der häufiger in der Öffentlichkeit auftrat, sah S. seine Hauptaufgabe in der internen Leitung des Klerus.

L.: Dt. Volksbl., Das Vaterland (auch Abendausg.) und Wr. Ztg. (Abendausg.) vom 27. 1. 1905; RP vom 28. 1. 1905 und 3. 5. 1923; Kirchenztg. ( Wien) vom 5. 3. 1967 (mit Bild); f. Loidl, in: Wr. Diözesankal. 1964, (1963), S. 75; Gatz, Bischöfe; Wurzbach (s. unter Schneider Karl Samuel); C. Wolfsgruber, Die k. u. k. Hofburgkapelle und die k. u. k. geistl. Hofkapelle, 1905, s. Reg.; J. Grippel, Geschichte desf.e. Knabenseminars der Erzdiözese Wien zu Oberhollabrunn, 1906, S. 86, 90, 94; f. Loidl, Weihbischof Dr. J. Bapt. S. (1840– 1905), 1951 (mit Bild); I. Fried, Das Metropolitankapitel zu St. Stephan in seiner personellen Zusammensetzung . . . 1722–1900, phil. Diss. Wien, 1952, S. 142f.; f. Loidl, Geschichte des Erzbistums Wien, 1983, s. Reg.; ders., Wiener beim Ersten Vatikan. Konzil ( = Wr. Kath. Akad., Miscellanea, R. 3, 32), 1984, S. 75; ders., Weihbischof Dr. J. Bapt. S. ( = ebenda, R. 3, 106), 1986 (mit Bild); UA Wien.
(F. Loidl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 49, 1993), S. 379f.
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