Schnellar, Hans (1865-1945), Paukist

Schnellar Hans, Paukist. Geb. Kloster, Böhmen (Klášter Hradiště nad Jizerou, Tschechien), 25. 9. 1865; gest. Wien, 12. 8. 1945. Evang. Früh verwaist, besuchte er das Gymn. in Jitschin (Jičín) und diente 1879–83 in mehreren IR als Tambour, u. a. unter Kapellmeister Michael Zimmermann in Wien. Danach war S. Paukist in verschiedenen Kur- bzw. Stadtkapellen: 1883–84 Marienbad (Mariánské Lázně), 1884–85 Debreczin (Debrecen), 1885–87 Winterthur, Bad Reichenhall, wieder Winterthur und Marienbad, 1887–88 Arad, Bad Reichenhall, Winterthur. Im Sommer 1889 spielte er im Tonhalle-Orchester Zürich, 1891–92 war er als Zither- und Xylophonvirtuose auf Konzertreisen. Es folgten Engagements als Paukist in der Kurkapelle Bad Kissingen, 1892–93 in der Stadtkapelle von Würzburg, 1893 wieder in Bad Kissingen, bis S. 1893 ans Concertgebouw-Orchester Amsterdam kam, von wo er 1894 ans Wr. Hofopernorchester verpflichtet wurde. Diesem Verband – und den Wr. Philharmonikern – gehörte er bis zu seiner Pensionierung 1932 an, ebenso 1901–34 der Wr. Hofmusikkapelle. 1908–32 lehrte er auch Pauke und Schlagwerk am Konservatorium der Ges. der Musikfreunde bzw. (Staats-) Akad. für Musik und darstellende Kunst; 1920 Prof. S. war ein Paukist von höchstem techn. Können und außerordentl. Musikalität, die bei Orchesterstellen wie der „Todverkündigung“ in Wagners „Die Walküre“ bes. zur Geltung kam. Er beschäftigte sich, von seinem Freund Gustav Mahler (s. d.) unterstützt, mit techn. Verbesserungen an seinem Instrument (1920 Patent auf die Erfindung einer Hebelpauke); eine von ihm entwickelte neue Stimmvorrichtung ermöglichte ihm fast themat. Spielen, was, vom Komponisten sanktioniert, Eingang in die Partitur der „Sinfonia domestica“ von Richard Strauss fand. So wird seine hervorragende Stellung im Orchesterverband der Wr. Philharmoniker auf der Radierung vonf. Schmutzer (s. d.) zu Recht bildkompositor. hervorgehoben.

W.: Kleine Charakterstücke für die Zither. – Publ.: Die Pauke als Kunstinstrument.
L.: E. Istel, in: Neue Musik-Ztg. 38, 1917, S. 89; O. Strasser, in: R. Strauss-Bll., NF 3, 1980, S. 37f.; Müller; Deutschlands, Österr.-Ungarns und der Schweiz Musiker in Wort und Bild, 1909/10; H. Gärtner, in: Hohe Schule der Musik 4, (1938), S. 181; H. Kraus – K. Schreinzer, Wr. Philharmoniker 1842– 1942. Statistik, (1942); H. Tobischek, Die Pauke ( = Wr. Veröff. zur Musikwiss. 1, 1), 1977, s. Reg.; Th. Antonicek, in: Stud. zur Musikwiss. 29, 1978, S. 195; O. Strasser, Sechse is, (1981), s. Reg.; G. Mahler, Briefe, hrsg. von K. Blaukopf, (1982), s. Reg.; H.-L. de La Grange, G. Mahler 2–3, (1983–84), s. Reg.; H. und K. Blaukopf, Die Wr. Philharmoniker, (1986), s. Reg.; Z. Roman, G. Mahler’s American Years 1907–11, (1989), s. Reg.; AVA, HHStA. Archiv der Hochschule für Musik und darstellende Kunst, alle Wien.
(H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 394f.
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