Schober, Ildefons (Friedrich) (1849-1918), Erzabt

Schober Ildefons (Friedrich), OSB, Erzabt. Geb. Pfullendorf, Baden (Deutschland), 23. 2. 1849; gest. Beuron, Preußen (Deutschland), 28. 2. 1918. Sohn eines Webers. Nach Gymn.Besuch in Freiburg i. Breisgau stud. S. 1869–70 an der dortigen Univ. Theol.; 1870 Eintritt in das Benediktinerkloster Beuron, 1872 Profeß, 1874 (nach weiterem Theol.Stud. am Seminar in Mainz) Priesterweihe. Nach der Auflösung des Klosters Beuron 1874 fand S. mit einem Tl. seiner Mitbrüder Zuflucht im Servitenkloster Volders (Tirol), wo er als Instruktor für die Laienbrüder und als Prokurator wirkte. 1880 wurde er zur Übernahme von Kloster und Kirche von Emaus in Prag entsandt und leistete u. a. als Prior und Cellerar der Abtei wertvolle Dienste. Nach dem Erwerb des ehemaligen Stiftes Seckau (Stmk.) durch Beuron wurde S. 1887 erster Abt von Seckau. Unter seiner energievollen Führung erfolgte der äußere und innere Aufbau der Abtei. 1888–94 wurden am Dom wesentl. Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Auch die Klosteranlage selbst wurde unter S. restauriert und modernisiert, der Reliquienschatz und die Bibl. bereichert. Aus dem 1887 eröffneten Ordensgymn. (Oblatenschule) ging in der Folge eine große Anzahl Ordenspriester und namhafter Persönlichkeiten hervor. Unter S. erreichte die Klosterfamilie 1902 ihre Höchstzahl von 99 Mitgl.; Seckauer Mönche übernahmen u. a. 1908 die neuerrichtete Pfarre St. Joseph in Graz. Im Markt Seckau gründete S. u. a. 1901 eine Raiffeisenkassa und eine Privatmädchenschule, die 1902 das Öffentlichkeitsrecht erhielt. Während dieser Zeit leistete S. auch dem Gesamtorden in Krisenfällen wichtige Dienste: 1895–99 unternahm er als apostol. Visitator drei Reisen zu den der Beuroner Kongregation angeschlossenen portugies. Klöstern Cucujaes und Singeverga (1895 wurde er in Porto geistl. Berater der später seliggesprochenen Maria vom göttl. Herzen Droste zu Vischering); 1896–1902 fungierte er auch als apostol. Visitator bzw. als Generalsuperior der benediktin. Missionsgenossenschaft St. Ottilien, deren Erhebung zur Abtei er einleitete. 1908 wurde S. zum (dritten) Erzabt des Klosters und der Kongregation von Beuron gewählt. Als solcher führte er zahlreiche Visitationen (England, Belgien, Deutschland, Österr.) durch; 1912 übernahm er durch seine Mönche die Leitung des griech. Kollegs S. Atanasio in Rom, eine von ihm eingesetzte Komm. erarbeitete im selben Jahr die Grundsätze für die Reform des monast. Breviers von 1915. Unter S. wurde 1912 auch das insbes. für die Entwicklung der Palimpsestphotographie so bedeutende Palimpsestinst. der Erzabtei gegründet. 1911 wurde S. Dr. theol. h. c. der Univ. Freiburg. Der Zusammenbruch seiner körperl. und geistigen Kräfte führte Anfang 1917 zur Abgabe der Amtsgeschäfte, im selben Jahr zu seiner Resignation. S. hatte als Aufzeichner und Redaktor auch wesentl. Anteil am Zustandekommen von Sebastian Kneipps bahnbrechendem Werk „Meine Wasser-Kur . . .“, 1886.

L.: Grazer Volksbl. vom 5. 3. 1918; St. Benedicts-Stimmen (Linz) 11, 1887, S. 338ff.; Stud. und Mitt. zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige, NF 8, 1918, S. 455; St. Benedikts-Stimmen (Prag) 42, 1918, S. 101ff.; S. v. Oer, in: Benediktin. Ms. 1, 1919, S. 327ff.; Seckauer He. 2, 1933, S. 30ff. (mit Bild); LThK, 1. Aufl.; A. Baumgarten, S. Kneipp, 1898, S. 86; L. Chasle – L. Sattler, Schwester Maria vom göttl. Herzen Droste zu Vischering, 7.–8. Aufl. (1919), bes. S. 164ff., 199ff.; E. Ortner, Ein Mann kuriert Europa, (1938), S. 205ff. (belletrist.); P. Weissenberger, Das benediktin. Mönchtum im 19./20. Jh. (1800–1950), (1953), s. Reg.; B. Roth OSB, Die Restaurierung der Seckauer Basilika unter Abt I. S. 1887–1908 ( = Seckauer Geschichtl. Stud. 12), 1956 (mit Bildern); S. Mayer OSB, Beuroner Bibliographie . . . 1863–1963, 1963, S. 130; Beuron 1863–1963, (1963), s. Reg.; B. Roth OSB, Seckau, (1964), S. 362ff. (bes. 374ff.), 535f.
(U. Engelmann – H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 421f.
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