Schober, Johann (1806-1880), Lehrer und Schulgründer, Schulbuchautor und Gemeinderat

Schober Johann, Schulmann, Schulbuchautor und Gemeinderat. Geb. Straning (NÖ), 9. 2. 1806; gest. Wien, 15. 2. 1880. Sohn eines Hauers. Nach Ausbildung an der Normalhauptschule zu St. Anna in Wien war S. ab 1823 Lehrgehilfe an Volksschulen in Wien-Wieden, 1829–46 in Wien-Hundsturm, dann (def. 1847) Dir. der Pfarrhauptschule zu St. Leopold in Wien-Leopoldstadt. Nach der Umwandlung dieser Schule in eine Unter-Realschule (1849) wurde er 1850 def. deren Dir. Daneben war S. in weiteren schul. Bereichen unentgeltl. tätig: Er gab in den Realschul-Gegenständen Stunden für Unterlehrer, gründete 1849 eine höhere Töchterschule und hielt 1852–59 für Lehrlinge den Wiederholungsunterricht im Zeichnen ab. Durch acht Jahre war er auch Dir. des Unterstützungs- und Pensions-Ver. für Unterlehrer in Wien, 17 Jahre Armenvater. 1861–63 fungierte S. als Wr. Gemeinderat, trat aber nur selten – in schul. Fragen – in Erscheinung. Als Schulbuchautor verf. er Lehrwerke für den Dt.Unterricht nach der nach 1848 unternommenen Unterrichtsreform. Bes. erfolgreich war seine dreiteilige „Deutsche Sprachlehre für Lehrer und Schüler“. Ausgehend von der schon seit dem Ende des 18. Jh. übl. Gliederung in Rechtschreib- und Aussprachelehre, kurzgefaßte und ausführl. Wort- und Satzlehre, führte S. die von Karl Ferdinand Becker entwickelte und 1836 von Raimund Wurst für die Schule adaptierte Satzgliedlehre in Österr. ein, während er in der „Aufsatzlehre“ als Stillehre an der traditionellen Vermittlung von Briefmustern festhielt. Den Erfolg seiner stets mehrere, z. Tl. hohe Aufl. erzielenden Schulbücher gewährleisteten v. a. die leichte Verständlichkeit der Darstellung und die Didaktisierung der Probleme durch Beigabe von Übungsbeispielen. 1869 erhielt er das goldene Verdienstkreuz mit der Krone.

W.: Hilfsbuch der dt. Sprache, 1844; Dt. Sprachlehre für Lehrer und Schüler, Tl. 1, 3. Aufl. 1852, 43. Aufl. 1888, Tl. 2, 4. Aufl. 1854, 36. Aufl. 1886, Tl. 3, 3. Aufl. 1853, 29. Aufl. 1888; Diktierbuch zum Gebrauche für Lehrer in Volksschulen, 2. Aufl. 1854, 4. Aufl. 1872; Die Naturgeschichte der Thiere . . . Ein Nachlesebuch für Unter-Realschüler, 1854; Rechtschreibelehre beim öff. und Privat-Unterrichte für Volks- und Realschüler, 3. Aufl. 1855, 9. Aufl. 1877; Aufsatzlehre. Anleitung zu einem guten Brief- und Geschäftsstile . . ., 1856, 4. Aufl. 1865; Dt. Sprachbuch zum Gebrauche an vollständigen Unter-Realschulen und Lehrerbildungsanstalten, 1865; usw.
L.: Vorstadt-Ztg. vom 23. 1. 1863; Illustrirtes Wr. Extrabl. vom 16. und 17. 2. 1880; Jahres-Ber. der k. k. vollständigen Unter-Realschule zu St. Leopold in der Leopoldstadt in Wien . . . 1861, 1861, S. 6, 20; M. Bermann – F. Evenbach, Die neuen Väter der Großkommune Wien . . ., 1861, S. 26f.; G. M. Hahnkamper, Der Wr. Gemeinderat zwischen 1861 und 1864, 2/3, phil. Diss. Wien, 1973, S. 539f.; AVA Wien.
(H. Reitterer – P. Wiesinger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 50, 1994), S. 423
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