Schöfer, Johann (Hans) (1846-1916), Militärarzt, Hygieniker und Bakteriologe

Schöfer Johann (Hans), Militärarzt, Hygieniker und Bakteriologe. Geb. Weine, österr. Schlesien (Vina, Tschechien), 7. 7. 1846; gest. Graz (Stmk.), 12. 4. 1916. Bauernsohn. Stud. nach Absolv. des Gymn. in Troppau (Opava) 1866/67 und ab 1868 als Externist an der Med.-chirurg. Josephs-Akad. in Wien. 1872 zum Dr. med. prom. und im selben Jahr Oberarzt im IR 15, wurde er 1878 Rgt.Arzt 2., 1885 1. Kl., 1895 Stabsarzt, 1899 Oberstabsarzt 2., 1901 1. Kl., 1907 mit Wartegebühr beurlaubt und trat 1909 mit Titel und Charakter eines Gen.Stabsarztes i. R. S. versah den sekundarärztl. Dienst im Garnisonsspital 11 in Prag und im Militärbadehaus zu Karlsbad (Karlovy Vary), fungierte ab 1878 als Chefarzt des IR 15, wurde 1879 zum Feldspital 29 nach Brod, im selben Jahr zum IR 36, 1882 wieder zum Garnisonsspital Prag und 1883 zum Garnisonsspital 1 nach Wien übersetzt. 1897 zum Militärsanitätskomitee Wien transferiert, kam er 1899 abermals zum Garnisonsspital 11 nach Prag, wo er 1902 das Kmdo. des Prager Invalidenhauses, 1903 das des Garnisonspitals 11 übernahm. Ab 1904 fungierte er schließl. als Sanitätschef des Militärkmdo. in Zara (Zadar). S., der sich schon 1873 bei der Bekämpfung einer Blatternepidemie in Prag verdient gemacht hatte, führte 1878 am Garnisonsspital 12 in Josefstadt (Jaroměř-Josefov) Wasseranalysen für hygien. Forschungen durch. In den folgenden Jahren beschäftigte er sich intensiv mit Chemie und Mikroskopie, v. a. am chem. Laboratorium des Militärsanitätskomitees in Wien, das er seit 1883 regelmäßig frequentierte. Ab 1882 hielt er Kurse über Hygiene und Ernährungslehre für Einjährig-Freiwillige Mediziner und militärärztl. Aspiranten, insbes. ab 1889 an den beiden Wr. Garnisonsspitälern. Zudem unterrichtete er ab 1894 die Fächer Somatol. und Schulhygiene an der Lehrerinnenbildungsanstalt des Zivilmädchenpensionats und an der Staatslehrerinnenbildungsanstalt in Wien. Dem Militärsanitätskomitee gehörte er ab 1889 als o., ab 1897 als ständiges und ab 1899 als ao. Mitgl. an. S. veröff. zahlreiche Fachschriften, von denen die preisgekrönte Abh. über die Menagen sowie seine Arbeit über Hygiene bes. hervorzuheben sind. Er gehörte mehreren gel. Ges. und Institutionen an, so u. a. dem Wiss. militärärztl. Ver. zu Wien, der Ges. der Ärzte in Wien, dem Nö. Landessanitätsrat, und war ab 1885 Korrespondent der Geolog. Reichsanstalt in Wien. S., der zahlreiche Ehrungen erfahren hatte, gilt als namhafter Militärhygieniker, Bakteriologe sowie als Pionier der Ernährungswiss.

W.: Normal-Kochbuch zur Bereitung der Mannschaftskost in Garnisonen und im Felde, 1880; Ueber Wasserfiltration, in: Z. für Nahrungsmittel-Untersuchung und Hygiene 1, 1887; Landesübl. Menagen und Kriegsverpflegung der k. k. Truppen, 1889; Beitrr. zum Menagebetriebe, in: Organ der militärwiss. Ver. 45, 1892; Über die Verbesserung der Mannschaftskost, ebenda, 46, 1893, auch selbständig; Blutspuren, von zerdrückten Wanzen herrührend. Ein Beitr. zur gerichtsärztl. Beurtheilung verdächtiger Flecke, in: Wr. klin. Ws. 6, 1893; Über die Sandplatten-Filter, System F. Fischer in Worms, in: Mitth. über Gegenstände des Art.- und Genie-Wesens 27, 1896; Grundriß der Hygiene zum Gebrauche der Einjährig-Freiwilligen Mediziner, 1898, 2. Aufl.: Leitfaden der Militär-Hygiene für den Unterricht der Einjährig-Freiwilligen Ärzte (= Militärärztl. Publ. 51), 1900; Verköstigungsordnung für die k. u. k. Truppen (Entwurf), 1901; Militärkochbuch, 1903; usw.
L.: Tagespost (Graz), 13. 4. 1916; Eisenberg, 1893, Bd. 2; KA Wien.
(Ch. Tepperberg)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 10
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