Schöfer, Robert (1926–1998), Film- und Fernsehfachmann

Schöfer Robert, Film- und Fernsehfachmann, Kameramann. Geb. Wien, 6. 3. 1926; gest. Rogaška Slatina (SLO), 4. 12. 1998; röm.-kath. Sohn des Schuhmachermeisters Ernest Schöfer (1891–1950) und seiner Frau Theresia Schöfer, geb. Klamert (1896–1979); verheiratet mit Karoline Schöfer, geb. Schauenstein. – S. besuchte die Hauptschule in Wien-Erdberg, dann die Wirtschaftsoberschule in Wien 1, wo er 1944 maturierte. Schon während der Schulzeit zeigte er besonderes technisches Interesse am Film und war danach kurze Zeit als Statist tätig. Im August 1944 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, auf der Insel Rügen vorerst zum Fallschirmjäger ausgebildet, jedoch als Infanterist an der Westfront eingesetzt. Dort geriet er in englische Gefangenschaft, die er in Belgien verbrachte. 1946 heimgekehrt, begann er ein Studium an der Hochschule für Welthandel in Wien, das er nach dem Tod seines Vaters abbrechen musste, um den Familienbetrieb weiterzuführen. Er erlernte das Schuhmacherhandwerk und arbeitete in der Werkstätte, bis die Mutter das Rentenalter erreicht hatte. Dann unterrichtete er vorübergehend an der Berufsschule für Maler und Anstreicher in Wien kaufmännische Fächer. Seiner technischen und musischen Begabung und seinem Interesse am Film folgend, besuchte er daneben als einer der ersten Studenten den Sonderlehrgang für Filmgestaltung, der 1951/52 vom Regisseur Heinrich Walter Kolm-Veltée an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien gegründet worden war und 1952/53 als Klasse für Filmkunst geführt wurde. Dort beeindruckte er Kolm-Veltée in einer Arbeit über Kameratechnik mit Kenntnissen, die er sich als Autodidakt angeeignet hatte. Nach Abschluss seiner Ausbildung wirkte er als Assistent im Sonderlehrgang, der 1963 mit der in der Akademie der bildenden Künste 1961 gegründeten Filmschule fusioniert wurde, aber im Verband der Akademie für Musik verblieb. Bestimmend wurden für einige Jahre jedoch die neu hinzugekommenen Persönlichkeiten, wie der Regisseur Leopold Lindtberg, der die Leitung 1963–65 innehatte, Hans Winge und der Kameramann Willi Sohm, dessen Rivalität S. deutlich zu spüren bekam. Als Burgtheaterdirektor Ernst Häussermann 1966 die Leitung übernahm, konsolidierte sich die Entwicklung dieser Einrichtung. Der Sonderlehrgang wurde in diesem Jahr zur Abteilung Film und Fernsehen, kurz Filmakademie. Neben seiner Assistententätigkeit arbeitete S. als Kameramann bei der Herstellung zahlreicher Werbefilme, insbesondere für die Firma Adi Mayer’s Filmbüro. Nach Umwandlung der Kunstakademien in Hochschulen 1970/71 wurden die Abteilungsleiter erstmals vom Professorenkollegium gewählt. S., bereits 1975 ao. Prof., ab 1981 o. Prof. für Bildtechnik und Kamera, übte diese Funktion 1973–75 und 1985–93 aus. In dieser zweiten Periode gelang es ihm, im langen Kampf um die technische Ausrüstung mit Unterstützung von Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg ca. 14 Millionen Schilling zur Anschaffung eines neuen elektronischen Equipments und einiger Schneidetische sowie einer Arri-SR-Kamera aus öffentlichen Mitteln zu erhalten. Anfang der 1990er-Jahre sicherte er die Gelder für den Ankauf von Kunst- und Tagesscheinwerfern, einer zweiten Arri-SR-Kamera und einiger Computereinheiten für Verwaltung und Unterricht. Nach seiner Emeritierung 1994 stellte er der Filmakademie seine Erfahrung in Kleinveranstaltungen zur Verfügung. S. war Mitbegründer des Vereins der Freunde der Abteilung Film und Fernsehen (1973), Mitglied des Verbands österreichischer Kameraleute und des Österreichischen Kameraverbands. 1987 Mag. art., Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

W.: diverse Werbefilme; Zur Geschichte der „Filmakademie“, Der Ausbau der technischen Ausrüstung, Sehen lernen ist wichtig, in: 40 Jahre „Wiener Filmakademie“, ed. W. Wippersberg, 1993.
L.: Kurier, 11. 12. 1998; Studienführer der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, 1982/83; 40 Jahre „Wiener Filmakademie“, ed. W. Wippersberg, 1993, passim (m. B.); Who is Who in Österreich mit Südtirolteil, 13. Ausg. 1997; Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien; Mitteilung Marianne Schock (gest.), Christian Schöfer, beide Wien, Karl Tesarek, Maria Enzersdorf, Niederösterreich.
(J. Mentschl)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)