Schön, Friedrich; eigentl. Philipp (Fűlöp) (1857-vor dem 8.5. 1945), Architekt

Schön Friedrich, eigentl. Philipp (Fűlöp), Architekt. Geb. Lovasberény, Kom. Fejér (Ungarn), 27. (26). 8. 1857; gest. vor dem 8. 5. 1945 (amtl. Todeserklärung vom 17. 4. 1949). Sohn von Moriz S., Bruder des Architekten Karl S.; mos. Stud. 1878–80 als ao. Hörer an der Bauschule der Techn. Hochschule in Wien sowie an der Techn. Hochschule in Budapest (nicht nachweisbar) und 1880–83 an der Wr. Akad. der bildenden Künste u. a. bei Hansen (s. d.). Danach praktizierte S. 1883/84 bei dem Architekten Nikolaus v. Ybl in Budapest. 1885 machte sich S. selbständig und begann eine rege Bautätigkeit in Wien. So entwarf er u. a. den Kornspeicher für die Anker-Brot-Fabrik, 1900 (Wien X.), die Warenhäuser Ludwig Zwieback & Brüder, 1895, und Pollak, 1909 (beide Wien I.), Fabriksgebäude für die Pumpenfabrik W. Garvens & Co., 1904ff. (Wien II.). 1908 beteiligte sich S. an der Internationalen Baukunst-Ausst. in Wien mit dem Entwurf für eine Synagoge in Budapest und dem Warenhaus S. Stein in Kairo (letzteres nicht mehr existent). Nach dem Ersten Weltkrieg baute S., gem. mit seinem Bruder, kommunale Wohnhausanlagen in Wien, so u. a. in Wien XVII. (1928) und Wien XVIII. (1929). S. unternahm zahlreiche Stud.Reisen u. a. nach Italien, Frankreich, England und Deutschland. 1889 wurde er von der Akad. der bildenden Künste in Budapest ausgez., im selben Jahr Mitgl.des Österr. Ing.- und Architekten-Ver., 1893 Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), war er auch gerichtl. beeideter Sachverständiger und Schätzmeister für Architektur und Hochbau. S. gehörte zu den bedeutendsten Wr. Ind.Architekten des ausgehenden 19. Jh. 1941 wurde S. nach Kauen/Kowno (Kaunas/Litauen) deportiert. S., der mit Eugenie, geb. Kahn (geb. Havre/Le Havre, Frankreich, 12. 9. 1862; gest. Wien, 28. 6. 1927), verehel. war, hatte zwei Töchter: Margit (geb. Wien, 5. 11. 1888; gest. ebenda, 12. 8. 1937), die mit dem Kunsthistoriker Leandro de Ozzóla verehel. war, und Clara S. (geb. Wien, 15. 8. 1894), eine Schülerin von Tina Blau (s. T. Blau-Lang), die gem. mit ihrem Vater 1941 nach Kowno deportiert wurde.

W.: Landwehr-Marodenhaus für die Kaserne des Landwehr-IR 24, 1895 (Wien V.); Alban. Botschaft, 1900 (Wien III.); Ind.Palast, 1906–07 (heute: Bundesmin. für Landesverteidigung, Wien I.); Stadthäuser Singerstraße und Plankengasse, 1914 (beide Wien I.); Villa „Italia“, 1915 (Wien XVIII.); Schulen in Ungarn; Gruft- und Grabmonumente am Wr. Zentralfriedhof; usw.
L.: Eisenberg, 1893, Bd. 1; Jb. der Wr. Ges., 1929; Kosel 1; Művészeti Lex. I; Thieme–Becker; Der Bautechniker 28, 1908, S. 512; R. Schmidt, Das Wr. Künstlerhaus …, 1951, S. 119, 121, 127, 169, 195, 250, 279; Die Kunstdenkmäler Wiens. Die Profanbauten des III., IV. und V. Bez., bearb. von G. Hajós, E. Vancsa und U. Steiner (= Österr. Kunsttopographie 44), (1980), s. Reg.; H. Weihsmann, Das rote Wien. Sozialdemokrat. Architektur und Kommunalpolitik 1919–34, (1985), s. Reg.; F. Achleitner, Österr. Architektur im 20. Jh. 3/1, (1990), s. Reg.; A. Lehne, Wr. Warenhäuser 1865–1914 (= Forschungen und Beitrr. zur Wr. Stadtgeschichte 20), 1990, S. 160, 184; C. M. Kreissl, Wohnungspolitik und Arbeiterwohnhäuser in Wien 1919–34, phil. DA Wien, 1993, S. 60; WStLA, WStLA-Künstlerhausarchiv, Österr. Ing.- und Architekten-Ver., alle Wien; Mitt. Marcella Stern, Wien.
(Ch. Gruber)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 32f.
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