Schöne, Ludwig (1845-1935), Architekt

Schöne Ludwig, Architekt. Geb. Leipzig, Sachsen (Deutschland), 19. 6. 1845; gest. Wien, 8. 6. 1935. Evang. AB. Nach seiner Ausbildung in Leipzig und Hannover war S. ab 1871 in Wien tätig; 1879 wurde er Mitgl. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver., 1883 wurde ihm das Heimatrecht in Wien zuerkannt. S. war einer der späthistorist. „Gebrauchsarchitekten“der Österr.-ung. Monarchie, die heute weitgehend unbekannt sind. Sein Werk umfaßt alle damals gängigen Baugattungen und Stile. Bedeutung erlangte er durch seine Vielseitigkeit: S. baute v. a. im ostösterr.-westung. Gebiet neben zahlreichen Wohnhäusern in Wien und Oedenburg (Sopron) und größeren öff. und privaten Bauten etl. Sakralbauten aller Konfessionen: kath. und evang. Kirchen sowie Synagogen, ein in Österr. wohl einmaliges Zusammentreffen. Stilist. bewegt sich S. zwischen der soliden Wr. Zinshaus-Renaissance der Ringstraßenepoche, dem Neobarock, einer eher schlichten Neugotik bei seinen Sakralbauten und einer, v. a. für den ung. Synagogenbau vorbildhaften, monumental wirkenden byzantinisierenden Romanik. Bes. die Synagoge in Steinamanger (Szombathely), 1880, die er später in Bielitz (Bielsko-Biała) unverändert nachbaute, wurde mit ihrer blockhaften Zweiturmfassade beispielgebend.

W.: Sparkasse, 1883, Villa Russ, 1893 (beide Sopron); Schloß Barthodeisky, 1886 (Beled b. Győr); Genossenschaftshaus der Wr. Gastwirte, 1898 (Wien I.); Beamtenver.Haus, 1898 (Wien I.); Hotel Beatrix, um 1900 (Wien III.); usw. Evang. Kirchen: Körmend, 1886; St. Pölten, 1892; Wien XVIII., 1898 (gem. mit Theodor Bach); Pöttelsdorf, 1900/01; Villach, 1903; Entwurf für die Neugestaltung von Fassade und Innenraum der Kirche in Bad Vöslau, 1906; usw. Synagogen: Szombathely, 1880; Győr, 1881; Znojmo, um 1887; Vukovar, Bielsko-Biała, beide vor 1893; usw. Kath. Pfarrkirchen: Kőszeg, 1893; Felszerfalva, um 1900; usw.
L.: Eisenberg, 1893, Bd. 1; Thieme–Becker; M. Mojzer, Werke dt. Künstler in Ungarn 1 (= Stud. zur dt. Kunstgeschichte 329), 1962, S. 61f.; Die Kunstdenkmäler Wiens. Die Profanbauten des III., IV. und V. Bez., bearb. von G. Hajós, E. Vancsa und U. Steiner (= Österr. Kunsttopographie 44), (1980), s. Reg.; F. Achleitner, Österr. Architektur im 20. Jh. 2, (1983), s. Reg., 3/1, (1990), s. Reg.; Die großen Architekten der Ringstraßenzeit, ihre Vorläufer und Nachfahren auf dem Lande, Bad Vöslau 1986, S. 86 (Kat.); G. Winkler, Sopron építészete a 19. században, 1988, s. Reg.; ders., in: Horler Miklós hetvenedik születésnapjára, hrsg. von P. Lővei, 1993, S. 383ff.
(I. Müller)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 64
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