Schönfeld, Eduard (1873-1936), Politiker

Schönfeld Eduard, Politiker. Geb. Münchengrätz, Böhmen (Mnichovo Hradiště, Tschechien), 20. 2. 1873; gest. Wr.Neustadt (NÖ), 25. 8. 1936. Sohn eines Uhrmachers; röm.-kath., später konfessionslos. Nach Absolv. einer Uhrmacherlehre war S. 1904–06 bei der AEG-Union Elektrizitätsges. in Wien als Metallarbeiter, danach bei der Wr. Fa. „Jakob Lohner & Co.“ sowie 1907–08 bei der Daimler Motoren AG in Wr. Neustadt beschäftigt. Mit Mai 1908 trat er in die Dienste des Österr. Metallarbeiterverbandes, der gewerkschaftl. Organisation der Metallarbeiter, ab Mitte 1909 war er (bis zu seiner Pensionierung 1933) bei der Kreiskrankenkasse in Wr. Neustadt angestellt. Schon seit Beginn seiner berufl. Laufbahn bei AEG fungierte S. als Arbeitervertrauensmann und Gewerkschaftsfunktionär. 1911 kandidierte er (vergebl.) für den Reichsrat. Als überzeugter Kriegsgegner setzte er sich, inzwischen Bez.Obmann des Metallarbeiterverbandes Wr. Neustadt, während des Ersten Weltkriegs für die durch die Kriegsverhältnisse benachteiligten Fabriksarbeiter ein. Mit gleichgesinnten Betriebsvertrauensmännern bereitete er ab 1917 sukzessive eine Bewegung vor, die die Beendigung des Krieges zum Ziel hatte. Eine zu diesem Zweck von ihm im September 1917 einberufene und unter seinem Vorsitz tagende Konferenz von Vertrauensmännern der Rüstungsbetriebe des südl. Wr. Beckens sowie einiger Wr. Betriebe faßte die entsprechenden Beschlüsse, die wenige Monate später umgesetzt wurden. Mitte Jänner 1918 wurde in Wr. Neustadt der Generalstreik proklamiert und durch den von S. gebildeten Arbeiterrat auf die wichtigsten Ind.Zentren der Monarchie ausgeweitet. Der Streik wurde nach zehn Tagen abgebrochen und S., seit 1917 vom Militärdienst befreit, zur Armee eingezogen. Nach seiner Rückkehr im Dezember 1918 setzte er seine polit. Tätigkeit fort: Er übernahm neuerl. die Funktion des Bez.Obmanns des Metallarbeiterverbandes und hatte ab Dezember 1918 bis Jänner 1921 den Vorsitz des Wr. Neustädter Arbeiterrates inne. Ferner war er 1919–20 sozialdemokrat. Abg. zur Konstituierenden Nationalversmlg., verzichtete aber auf eine neuerl. Kandidatur und hatte daneben 1919 einige Monate auch einen Sitz im Wr. Neustädter Gmd.Rat inne. Danach trat S., der dem äußersten linken Parteiflügel angehörte und schon während des Krieges Kritik an der Parteilinie geübt hatte, aus der Sozialdemokrat. Partei aus und schloß sich Ende 1920 gem. mit der Gruppe um Koritschoner (s. d.) der Kommunist. Partei Österr. (KPÖ) an, die ihn als Vertreter zum Kongreß der Kommunist. Internationale 1921 sandte. S. nahm auch am Einheitskongreß der KPÖ 1928 teil. Im Zusammenhang mit den Ereignissen des Februar 1934 wurde S. festgenommen und im Lager Wöllersdorf interniert. Nachdem er im Lager erkrankt war, wurde er zwar entlassen, starb jedoch bald darauf an den Folgen seiner Internierung.

L.: J. Braunthal, Die Arbeiterräte in Dt.Österr. (= Sozialist. Bücherei 13), 1919, S. 38, 54; F. Freund, Die Konstituierende Dt.Österr. Nationalversmlg., (1919), S. 127 (mit Bild); A. Hornik, in: Weg und Ziel 16, 1958, S. 46ff.; R. Neck, Arbeiterschaft und Staat im 1. Weltkrieg 1914–18, Ser. A, I/2 (= Veröff. der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte der Arbeiterbewegung in Österr. 4), (1968), s. Reg.; H. Hautmann, Geschichte der Rätebewegung in Österr. 1918–24, (1987), s. Reg.; B. Unfried, Arbeiterprotest und Arbeiterbewegung in Österr. während des Ersten Weltkriegs, phil. Diss. Wien, 1990, bes. S. 81; K. Flanner, Geschichte der Wr. Neustädter Arbeiterbewegung 1889–1945, 1, o. J., S. 76f. (mit Bild), 2, o. J., S. 340, 343f., 346f.; Mus. und Archiv für Arbeit und Ind. im Viertel unter dem Wienerwald „Industrieviertelmuseum“, Stadtarchiv, beide Wr. Neustadt, NÖ.
(K. Flanner)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 72f.
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