Schönherr, Joseph (Maximilian Joseph) (1809-1833), Maler, Kupferstecher und Radierer

Schönherr Joseph (Maximilian Joseph), Maler, Kupferstecher und Radierer. Geb. Bozen, Tirol (Bolzano/Bozen, Italien), 7. 2. 1809; gest. Wien, 16. 6. 1833. S.s Familie übersiedelte 1816 nach Innsbruck, wo er die Schule besuchte; nach drei Jahren Gymn. brach der bereits als Kind zeichner. Tätige (seine mit Blumenkränzen bemalten Briefpapierbögen wurden bei dem Innsbrucker Kunsthändler Franz Unterberger verkauft) den Schulunterricht ab; er absolv. zwei Jahre eine kostenlose Lehrzeit bei Schädler (s. d.), dem er beim Aquarellieren vervielfältigter topograph. Ansichten und Trachtenbilder behilfl. war. Seine ersten eigenen Bll. (z. B. „Innsbruck gegen Norden“) erschienen in einer von Schädler hrsg. Reihe. 1827–29 stud. S. an der Wr. Akad. der bildenden Künste bei Anton Petter und Josef Redl (beide s. d.). Nach seiner Rückkehr nach Innsbruck arbeitete er weiter mit Schädler zusammen, mit dem er gem. die Mappe mit den Darstellungen der 23 kleinen Bronzestatuen der Hofkirche herausbrachte. In der Folge unternahm S. eine Reise durch Tirol (Wipp-, Eisack-, Etsch-, Oberinntal), eine weitere gem. mit K. v. Blaas (s. d.) (Achensee – Unterinntal). Im Anschluß daran erschien eine Aquatinta-Ser. bei Unterberger, wobei Blaas beim Kolorieren mitwirkte. Bei weiteren Wien-Aufenthalten nahm er z. Tl. Privatunterricht, um sich in der Kunst des Kupferstechens zu verbessern. Während seines dritten Aufenthalts in Wien, der dem Erlernen der Lithographie galt (bei Matthias Trentsensky), starb S. an den schwarzen Blattern. Auch noch nach S.s Tod erschienen bei Unterberger von Martens ausgeführte Bll. nach seinen Skizzen, sodaß S.-Bll. auch noch in späteren Ser. vertreten sind (so z. B. in der ab 1840 erschienenen Ser. topograph. Ansichten von Tirol). Dies führte wiederholt zur Annahme, es habe einen zweiten Radierer namens S. (in der Literatur wiederholt als Johann S.) gegeben. S.s topograph. Bll. zeichnen sich nicht so sehr durch die Genauigkeit der Naturwiedergabe aus, als vielmehr durch die genrehaften Figurengruppen, meist in Tracht, im Bildvordergrund.

W.: Ansichten von Tirol in Aquatinta, 13 Bll.; Ansichten von Tirol als Radierungen (bisher 3 Bll. bekannt); Panorama von Innsbruck (vom Stadtturm aus), 5 Bll. nach Friedrich Rehberg und Franz Schweighofer (Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck); Nächtl. Ansicht von Schloß Griebenstein (Feder, Tusche, Aquarell); Herzjesubild (Vollfigur, fand wiederholt Verwendung als Titelbild religiöser Publ.); Wildschütz (Aquatinta); usw.
L.: K. K. privilegirter Bothe von und für Tirol und Vbg., 20., 24. 3. 1834; Bénézit; Fuchs, 19. Jh.; Thieme–Becker; Wurzbach (s. u. Schönherr David; Trennung in Johann und Joseph S. nicht zutreffend); G. Pfaundler, Lex. ueber die bildenden Künstler und andern Maler, Plastiker …, 1863, Manuskript, Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck; Selbstbiographie des Malers K. Blaas. 1815–76, hrsg. von A. Wolf, 1876, S. 47; H. Hochenegg, Die Tiroler Kupferstecher. Graph. Kunst in Tirol vom 16. bis zur Mitte des 19. Jh. (= Schlern-Schriften 227), 1963, s. Reg.; I. Nebehay – R. Wagner, Bibliographie altösterr. Ansichtenwerke aus fünf Jhh. 3, 1983, S. 181f., 294ff.; M. J. S., o. J., Manuskript, Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck; WStLA, Pfarramt Maria Treu, beide Wien.
(E. Hastaba)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 84f.
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