Schöninger (Schönninger), Franz Xav. Leopold (Nikolaus) (1790-1877), Buchbinder, Globenbauer und -verleger

Schöninger (Schönninger) Franz Xav. Leopold (Nikolaus), Buchbinder, Globenbauer und -verleger. Geb. Wien, 27. 10. 1790 (Taufdatum); gest. ebenda, 29. 1. 1877. Sohn des Buchbinders Franz Anton Udalrich S. (geb. Wien, 4. 7. 1733/Taufdatum; gest. ebenda, 20. 3. 1824), der nach seiner Lehrzeit 1757–69 in Paris tätig gewesen und 1769 am Wr. Hof zum Kabinettsbuchbinder bestellt worden war, Vater des Vorigen. S. erlernte das Buchbinderhandwerk bei seinem Vater, von dem er 1808 freigesprochen und in das Geschäft aufgenommen wurde. Erst 1823 legte er die Meisterprüfung ab und übernahm die väterl. Fa., die er wegen des hohen Alters seines Vaters schon ab 1815 geleitet haben dürfte. Neuerungen gegenüber aufgeschlossen, begann er sich mit der Herstellung von Globen zu beschäftigen und hatte möglicherweise schon Anteil an dem von Joseph Schreyvogels Kunst- und Ind.-Comptoir ab 1812 hrsg. ersten Wr. Serien-Erdglobus. Nach verschiedenen Versuchen lieferte er selbst ab 1838 neuartige, unzerbrechl., aus Papierstoff gefertigte Hohlkugeln für die großen Erdgloben Jüttners (s. d.). Spätestens ab 1841 brachte er solche verschiedener Autoren, wie Franz v. Elekes usw., im eigenen Verlag heraus. Vorübergehend mußten seine Söhne Josef S. (geb. Wien, 8. 6. 1819/Taufdatum; gest. ebenda, 20. 4. 1882) und Franz Xav. S. die Fa. leiten, da S. sich als Hptm. der 13. Komp. des 1. Bürgerrgt. an der Revolution von 1848 in Wien beteiligt hatte und zu Ende des Jahres unter Anklage gestellt wurde. Durch Zeugen beschuldigt, verwickelte er sich in Widersprüche, legte auch Teilgeständnisse ab und wurde im Dezember gemäß den Militärgesetzen „wegen Teilnahme am Aufruhr durch bewaffneten Widerstand gegen k. Truppen“ zum Tod durch den Strang verurteilt. Da der K. jedoch schon vorher die Anwendung des Zivilgesetzes angeordnet hatte, mußte S. schließl. ledigl. die Verurteilung zu drei Jahren Festungshaft hinnehmen. Aufgrund einer Amnestie konnte er sich aber schon ab 1850 wieder seiner Fa. widmen. Bis zur Mitte der 50er Jahre erweiterte er sein Produktionsprogramm, dessen wiss. Qualität J. Riedl v. Leuenstern (s. d.) wesentl. beeinflußt haben dürfte, u. a. um Himmels- und Mondgloben, Armillarsphären sowie Telluro-Lunarien. S. gilt als Initiator der serienmäßigen Globenerzeugung in Österr.

L.: Wr. Ztg., 3. 1. 1849; L. A. Steinhauser, in: Der österr. Schulbote 8, 1858, S. 157ff.; H. W. Schandl, in: Der Globusfreund 13, 1964, S. 53ff.; Globen aus Urgroßvaters Zeit (= Der Globusfreund 30), Wien 1982, S. 21f. (Kat.); F. Slezak, in: Mitt. der Österr. Geograph. Ges. 125, 1983, S. 184, 190; KA Wien; Mitt. Christian Deihsen, Wien.
(J. Dörflinger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 89
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