Schönthal Otto, Architekt und Designer. Geb. Wien, 10. 8. 1878; gest. ebd., 31. 12. 1961; röm.-kath. Sohn des Architekten Leopold Schönthal und der Anna Schönthal, geb. Listner, Vater u. a. des Malers Wolfgang Schönthal (1905–1963); ab 1904 verheiratet mit Hedwig Goldfeld (1881–1975). – Nach Abschluss der Staatsgewerbeschule studierte S. 1898–1901 an der Akademie der bildenden Künste bei →Otto Wagner (1900 Spezialschulpreis, 1901 Staats-Reisestipendium). In Anschluss daran arbeitete er bis 1909 in dessen Atelier und war an so bedeutenden Projekten wie der Kirche am Steinhof und der Postsparkasse beteiligt. Daneben war S. auch bereits als selbstständiger Architekt tätig, wobei ihm neben dem anmutigen Mozart-Brunnen (1905, Wien 4) v. a. die Villa Vojcsik (1902, Wien 14), die als Manifestation der reformatorischen Intentionen der Wagnerschule angesehen wurde, frühen Ruhm einbrachte. Dem inneren Kreis um Wagner angehörend, gestaltete S. mit →Josef Hoffmann die große Kunstschau von 1908 und betätigte sich ab 1909 als Herausgeber der Zeitschrift „Der Architekt“, die als inoffizielles Organ der Wagnerschule galt. Im selben Jahr eröffnete er mit seinen Studienkollegen Emil Hoppe und Marcel Kammerer ein gemeinsames Atelier, das bis zu Beginn des 1. Weltkriegs eine Reihe von Wohnhäusern (u. a. Wien 17, Rosensteingasse, 1909; Wien 18, Martinstraße, 1910; Wien 5, Wiedner Hauptstraße, 1913, und die sogenannten Westermannhäuser Wien 1, Dorotheergasse, 1914), Bahnstationen, Sportanlagen (Trabrennanlage Wien 2, 1912) etc. errichtete, die formal Wagners „Moderne“ verpflichtet waren. Neben einer umfassenden Beteiligung an zahlreichen Wettbewerben (u. a. Synagoge Triest, 1905; Kurhaus Abbazia, 1911) war das Atelier auch für die Gestaltung von eleganten Geschäftslokalen (u. a. Glasgeschäft Bakalowits, Wien 1, Spiegelgasse, 1911) verantwortlich. Darüber hinaus war S., der innerhalb der Gruppe als Vordenker galt, mit Entwürfen für Inneneinrichtungen, Möbeln, Gläsern und Textilien befasst. Indem die Ateliergemeinschaft Wagners Postulat eines Nutzstils jedoch nicht allzu radikal umsetzte und den dekorativen Aspekt nicht vernachlässigte, traf sie den Zeitgeschmack und waren äußerst erfolgreich. Nachdem Kammerer 1918 aus dem gemeinsamen Büro ausgetreten war, führte S. das Unternehmen mit Hoppe weiter, wobei es ihnen gelang, die schlechte Auftragslage in der Nachkriegszeit durch Projekte in den Nachfolgestaaten zu kompensieren (u. a. Letná Stadion, Prag, 1922; Trabrennplatz, Mariánské Lázně, 1923; Sanatorium, Belgrad, 1924). In Österreich errichteten sie einige Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien, wie den Sandleitenhof in Wien 16 (Bauteile I–IV, 1927), den Strindberghof in Wien 11 (1928) und den Zürcher-Hof in Wien 10 (1930), sowie Brückenanlagen, Hotelumbauten etc. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde S. infolge der jüdischen Herkunft seiner Frau die Berufsbefugnis entzogen und er emigrierte in die Schweiz und dann nach Jugoslawien. Nach Ende des 2. Weltkriegs kehrte er zurück und nahm seine Tätigkeit wieder auf. Neben anderen Projekten errichtete er erneut einige Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien (Eiselsberghof, Wien 5, 1950; Waldvogelgasse, Wien 13, 1951; Hofherrgasse, Wien 10, 1953). S. war u. a. ab 1908 Mitglied der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (Präsident 1930–32) und ab 1919 der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) (Präsident 1923–25, Vizepräsident 1946–48). Er erhielt u. a. den Rom-Preis (1901) und den Goldenen Lorbeer des Künstlerhauses (1948). 1920 wurde er zum Baurat, 1928 zum Professor ernannt.