Schöpf, Johann (Johann Peter) (1811-1895), Schriftsteller und Geistlicher

Schöpf Johann (Johann Peter), Schriftsteller und Geistlicher. Geb. Oberhofen (Tirol), 30. 4. 1811; gest. Silz (Tirol), 9. 6. 1895. Bauernsohn, Bruder des Bertrand S. (s. d.), Cousin des Folgenden. S. kam 1825 nach Innsbruck, wo er das Gymn. und die phil. Stud. absolv., und besuchte ab 1834 das Priesterseminar in Brixen (Bressanone/Brixen), das er vorübergehend verließ, um an der Univ. Wien ein Med.Stud. zu beginnen (1836–38). 1841 zum Priester geweiht, wirkte er danach als Hilfspriester, Kooperator und zuletzt Kurat in mehreren Nord- und Südtiroler Gmd., 1853–68 in Niedervintl (Vandoies di Sotto/Niedervintl), 1868–87 in Inzing. Seinen Lebensabend verbrachte S., dem 1885 der Titel eines fürstbischöfl. geistl. Rates verliehen worden war, in Silz. Neben und im Zusammenhang mit S.s pastoralem Wirken steht das umfangreiche Schaffen eines wenig anspruchsvollen kath. Volksschriftstellers, der v. a. das Genre der Dorfgeschichte pflegte und stoffl. Anregungen u. a. aus seinem Wirkungskreis als Seelsorger („Freuden und Leiden eines Landgeistlichen“) bezog. 1856–63 schrieb er den in Innsbruck erscheinenden, wohl nicht allzu erfolgreichen „Spiegel-Kalender“, der sich in seinem Aufbau popularisierend an Dantes „Divina Commedia“ anlehnt, sie auch manchmal nacherzählt und jeweils Jgg. der Hölle, dem Fegefeuer und dem Himmel widmet. In den Auseinandersetzungen zwischen Kirche und Staat vertrat S. die kirchl. Position gegen die Ideen des Liberalismus und war daher bestrebt, auch „gebildete Kreise“, in erster Linie durch Werke mit hist. Hintergrund, wie den Roman „Rufinus“ oder das Chordrama „Die heilige Elisabeth“, 1856, anzusprechen. Seine Veröff. sind über ein kath. Milieu nicht hinausgedrungen, wenn auch immerhin über Tirol: einige seiner Bücher und Z.Beitrr. sind in Wien und Bayern erschienen. Obwohl von Adolf Pichler (s. Pichler v. Rautenkar) offensichtl. geschätzt und in die Nähe Berthold Auerbachs gerückt, findet S.s Œuvre in der gegenwärtigen wiss. Literatur keine Beachtung mehr.

W.: Dorfgeschichten, 1. und 2. R., 1857, NR 1884; Gudrun, 1858, 2. Aufl. 1865 (Drama); Freuden und Leiden eines Landgeistl., 2 Bde., 1859–60; Die Glaubenseinheit in Tirol. Eine Dorfgeschichte, 1865; Rufinus, 1865, tschech. 1877; Erz. aus dem Tiroler Volksleben, 1868; Der Vogelfreund. Eine Erz., 1875; Erz. ernsten und heiteren Inhalts, 1890; Beitrr. in Z. und Ztg.; usw.
L.: Tiroler Stimmen, 28. 10. 1864 und 25. 1. 1865; Neue Tiroler Stimmen, 10., Andreas Hofer, 13. 6. 1895; Brümmer; Giebisch–Gugitz; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle 3–4, s. Reg.; Wurzbach; J. Kehrein, Biograph.-literar. Lex. der kath. dt. Dichter …, 1879; Lex. der kath. dt. Dichter, bearb. von F. Wienstein, 1899; A. Pichler, in: Österr.-Ung. Revue 13, 1892, S. 265f., auch in: ders., Zur Tirol. Literatur (= ders., Ges. Werke 12), 1908, S. 253f.; M. Enzinger, Die dt. Tiroler Literatur bis 1900 (= Tiroler Heimatbücher 1), 1929, s. Reg.; K. Adel, Geist und Wirklichkeit, (1967), S. 177; G. Pfaundler, Tirol Lex., 1983; UA Wien.
(S. P. Scheichl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 101
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