Schöppe, Karl d. J. (1880-1939), Politiker und Rechtsanwalt

Schöppe Karl d. J., Politiker und Rechtsanwalt. Geb. Aussig, Böhmen (Ústí nad Labem, Tschechien), 7. 11. 1880; gest. ebenda, 16. 5. 1939. Sohn des Vorigen; evang. AB. S. absolv. 1899 das Gymn. in Leitmeritz (Litoměřice) und stud. danach bis 1903, unterbrochen 1901/02 durch den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger (1906 Lt. der Res.), an der Univ. Prag Jus, 1904 Dr. jur. Zunächst von seinem Bruder Walter S., dem Nachfolger seines Vaters als Chef der Fa. „Rößner & Schöppe“, finanziell unterstützt, war er ab 1906 für einige Zeit im Staatsdienst in Leitmeritz, danach als Advokaturskonzipient ebendort sowie in Innsbruck tätig. 1912 eröffnete er eine eigene Rechtsanwaltskanzlei in Aussig, die er 1918, aus dem Krieg als Hptm. zurückgekehrt, mit jener von Dr. Walter Maresch vereinigte, um sich Aufgaben in der Kommunalpolitik Aussigs widmen zu können. 1919 in die Gmd.Vertretung gewählt, war er vorerst 2. Bgm.Stellv., 1923–31 Bgm., dann 1. Bgm.Stellv. In S.s Amtszeit als Bgm. fallen u. a. wichtige Maßnahmen für die Wasserversorgung Aussigs (z. B. die Errichtung eines Elbegrundwasserwerks), verstärkter Wohnbau und die Wiederaufnahme des Projekts einer neuen Elbebrücke, aber auch die Errichtung des Richard-Wagner-Denkmals, für die er sich an der Spitze eines Ausschusses eingesetzt hatte. Daneben bekleidete er auch Aufsichtspositionen im wirtschaftl. Bereich, etwa als Vizepräs. der Aussiger Hotel AG oder als Verwaltungsrat der dt. Sparkassen in der Tschechoslowak. Republik in Prag. S., der sich auch in der Frage der Selbstverwaltung der sudetendt. Gmd. engagierte, war ab 1929 Obmann der den tschechoslowak. Staat ablehnenden Dt. Nationalpartei (DNP), deren extremen Kurs er weiterführte. Nach Auflösung der DNP (1933) verlor S. seine öff. Funktionen und war kurze Zeit inhaftiert. In der Folge zog er sich aus dem polit. Leben zurück und widmete sich ausschließl. seiner Kanzlei. S.s Bruder, der Arzt Dr. Heinrich Schöppe (geb. 1885; gest. nach 1954), Ende der 30er Jahre Leiter der Augenabt. des Bez.Krankenhauses in Aussig, war 1939 Leiter der Bez.Vereinigung der Reichsärztekammer und außerdem Obmann der Ortsgruppe Aussig des „Bundes der Deutschen in Böhmen“.

L.: Compass. Finanzielles Jb.: Personenverzeichnis, 67ff., 1934ff.; F. J. Umlauft, Geschichte der dt. Stadt Aussig, 1960, bes. S. 523, 531f., 546, 776 (mit Bild); J. Schreitter-Schwarzenfeld, Die Finanzwirtschaft der sudetendt. Gmd. und Bez. 1918–38 (= Wiss. Materialien zur Landeskde. der böhm. Länder 6), 1965, S. 14, 32, 36, 148; Lex. zur Geschichte der Parteien in Europa, hrsg. von F. Wende, (1981), S. 681; Leben und Kraft durch kommunales Schaffen der Stadt Aussig 1918–38, o. J., S. 22; UA Praha, Tschechien, und KA Wien; Mitt. Hans Peter Hye, Wien. – Heinrich S.: F. J. Umlauft, Geschichte der dt. Stadt Aussig, 1960, passim.
(E. Lebensaft – Ch. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 111f.
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