Schoiswohl, Michael (1858-1924), Politiker

Schoiswohl Michael, Politiker. Geb. Gußwerk (Stmk.), 20. 9. 1858; gest. ebenda, 28. 2. 1924. Sohn eines Werkstättenaufsehers, Onkel des Bischofs Josef S. (1901–91). S. trat nach Absolv. der Volksschule als Maschinenzeichner ins techn. Büro der Maschinenfabrik Gußwerk ein. 1878 gründete er eine Zeichenschule, die er 12 Jahre lang leitete, 1887 wurde er Aufseher der mechan. Werkstätte in Gußwerk. Durch sein soziales Engagement im Bereich der Arbeiterschaft Gußwerks (Gründung eines Volks- und Arbeiterbildungsver., 1884, eines Konsumver. sowie 1900 einer Vorschußkasse) wurde S. in die christlichsoziale Erneuerungsbewegung in der Stmk. integriert und 1897 als Kandidat des Komitees der christl. Arbeiterpartei Oberstmk. in das Abg.Haus des Reichsrats gewählt, wo er sich dem Christlichsozialen Klub anschloß. Im Reichsrat engagierte er sich bes. für eine Alters- und Invaliditätsversicherung für Arbeiter, aber auch für bäuerl. Interessen. Daneben unterstützte er regionale Wirtschaftsanliegen, wie etwa die Mariazeller Eisenbahn. 1899 gründete er eine soziale Auskunftsstelle und 1900 die Selbsthilfeorganisation „Katholischer Volksschutz für Steiermark“ in Graz, u. a. um Arbeitern Rechtsauskünfte in arbeitsrechtl. Streitfragen zu erteilen. Zahlreiche Ehrenmitgliedschaften bei Arbeiterver. waren Ausdruck seines intensiven Einsatzes in diesem Bereich. S. war u. a. Mitgl. der Gmd.Vertretung von Gußwerk, des Bez.Ausschusses von Mariazell sowie ab 1904 des stmk. Landtags. Im Kulturkampf an den Grazer Hochschulen intervenierte er zugunsten der kath. Studenten. Hatte er sich vor dem Ersten Weltkrieg auf parteipolit. Ebene um die Einigung zwischen Christlichsozialen und Kath.-Konservativen bemüht, so zählte er nach dem Zusammenbruch der Monarchie auf Landes- und Bundesebene zu den Reorganisatoren der Christlichsozialen Partei. 1918 gehörte S. der Prov. Nationalversmlg., dem Staatsrat sowie der Prov. stmk. Landesversmlg. und der Prov. Landesregierung an; sein Amt als Landesrat legte er aber schon Anfang 1919 wegen Arbeitsüberlastung zurück. In der Konstituierenden Nationalversmlg., die ihn auch in den parlamentar. Hauptausschuß entsandte, engagierte er sich weiterhin in Sozialversicherungsfragen, mußte jedoch im Sommer 1923 sein Nationalratsmandat aus gesundheitl. Gründen niederlegen. S., der als enger Freund Luegers (s. d.) galt und auch bei Ignaz Seipel in hohem Ansehen stand, machte sich nicht nur um die christl. Arbeiterver. in der Stmk., sondern auch um die Einheit der Christlichsozialen Partei verdient.

W.: Beitrr. in RP und Grazer Volksbl., usw.
L.: Der Arbeiter-Freund, 5. 1. 1897; RP, 15. 9. 1918; Wr. Stimmen, 28., Grazer Volksbl., 29. 2. 1924; Freund, 1907 und 1911 (mit Bild); K. Schwechler, 60 Jahre Grazer Volksbl., (1926), s. Reg. (mit Bild); A. Adler, Die christlichsoziale Bewegung in der Stmk. von den ständ. Anfängen zur Volkspartei, phil. Diss. Graz, (1956), s. Reg.; U. Melliwa, Die steir. Abg. im österr. Reichsrat 1907–18, phil. Diss. Graz, 1964, s. Reg.; R. Knoll, Zur Tradition der christlichsozialen Partei (= Stud. zur Geschichte der österr.-ung. Monarchie 13), 1973, S. 179, 212, 229f., 268; R. Malli, Die steir. Abg. im österr. Reichsrat 1897–1901 (= Zur Kde. Südosteuropas II/2), 1973, s. Reg.; M. Pichler, Geschichte der Gmd. Gußwerk, 2. Aufl. (1976), bes. S. 127ff., 166ff.; G. Hartmann, Im Gestern bewährt, im Heute bereit. 100 Jahre Carolina (= Grazer Beitrr. zur Theol.Geschichte und Kirchl. Zeitgeschichte 2), (1988), s. Reg.; Biograph. Hdb. der österr. Parlamentarier 1918–93, 1993; Parlamentsarchiv, Wien; Mitt. Heribert Strohmaier, Mariazell, Stmk.
(D. A. Binder)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 114f.
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