Scholz, Josefa; geb. Haller (1765-1832), Schauspielerin und Theaterdirektorin

Scholz Josefa, geb. Haller, Schauspielerin und Theaterdirektorin. Geb. angebl. 1765; gest. Bremen, Freie Reichsstadt (Deutschland), 18. 8. 1832. Ab 1784 verehel. mit Leopold S. (s. u.), von dem sie sich 1792 trennte, Mutter von Wenzel S. (s. d.) sowie der Schauspieler Gottfried Leopold S. (geb. Innsbruck, Tirol, 30. 12. 1785; gest. Graz, Stmk., 28. 5. 1832), ab 1810 in bürgerl. Berufen, zuletzt als Postbeamter, tätig, und Karoline S. (geb. Graz, 3. 2. 1790; gest. Stuttgart, Württemberg/Deutschland, Mai 1867), die ab 1809 mit dem Schauspieler und Regisseur Carl Mercy (eigentl. Messerschmid) verehel. war. Weitere vier Kinder hatte S. mit ihrem späteren Kompagnon Wilhelm Frasel. S. debüt. 1778 in Innsbruck, wo sie bereits durch ihr Talent auffiel, und trat in den folgenden Jahren als Soubrette, Naive und Liebhaberin in Augsburg, Innsbruck und ab 1782 in Linz – hier heiratete sie Leopold S. – auf. Ab 1785 stand sie – gem. mit ihrem Mann – wieder in Innsbruck als erste Liebhaberin, bes. aber in naiven und lustigen Rollen auf der Bühne. Vermutl. ab 1790 war das Ehepaar am Ständ. Theater Graz unter der Dion. Roman Waizhofers engagiert, mit dem beide 1792 nach Regensburg gingen, wo Schillers Maria Stuart und Marianne in Josef Marius Babos „Bürgerglück“ zu S.’ Repertoire zählten. Nach der Trennung von Leopold S. blieben die Kinder bei ihrer Mutter, die erst wieder 1800/01 als erfolgreiches Mitgl. der Schauspielerges. Frasel in Laibach aufscheint. 1803 kam sie als Schauspielerin und Mitdir. Frasels nach Laibach zurück (bis 1807, Gastspiele u. a. in Klagenfurt, Villach, Triest und Venedig), 1807–10 hatte sie (bis zu Frasels Tod im August 1807 gem. mit diesem) die künstler. Leitung des Ständ. Theaters in Klagenfurt inne. S., die als Schauspielerin ihr Publikum bes. durch ihre Urwüchsigkeit und Vitalität beeindruckte, war auch eine temperamentvolle und geschickte Prinzipalin, die mit den Möglichkeiten und Erfordernissen einer Provinzbühne vertraut war. Wie schon in Laibach versuchte sie auch in Klagenfurt, neben den gängigen Rühr-, Ritter- und Spektakelstücken, Possen und Singspielen auch vaterländ. Schauspiele von lokalhist. Inhalt durchzusetzen, und brachte dort Lessings „Minna von Barnhelm“ und Schillers „Die Braut von Messina“ ebenso zur Erstauff. wie Mozarts „Die Zauberflöte“. In ihrem Ensemble stand neben seinen Geschwistern ihr Sohn Wenzel erstmals auf der Bühne. Durch die Wirren der napoleon. Kriege, möglicherweise auch durch eigenes kommerzielles Unvermögen wirtschaftl. ruiniert, mußte sie mit der Spielzeit 1809/10 die Theaterleitung aufgeben, blieb jedoch noch bis 1816 als Schauspielerin für „zärtliche und komische Alte“ und Heldenmütter (z. B. Attilia in Heinrich v. Collins „Regulus“) ein populäres Ensemblemitgl. des Klagenfurter Theaters und war daneben auch in Laibach tätig. Nach kürzerem Engagement in Linz ist S. erst wieder 1829/30 als Schauspielerin in Bremen gesichert. S.’ Gatte, der Schauspieler und Regisseur Leopold S. (geb. angebl. Schwerin, Mecklenburg-Schwerin/Deutschland, 1756 oder 1748; gest. Wien, 16. 2. 1826), begann seine schauspieler. Karriere 1778 und war 1782–85 in Linz im Fach der Chevaliers, Stutzer und französ. Bedienten tätig, anschließend am Innsbrucker Nationaltheater, auch in den „ersten kom. Rollen“ der Oper, danach in Graz und in Regensburg, wo er für Chevaliers, „einige“ Liebhaber, Bösewichte, lustige Bediente und Buffos vorgesehen war. Ab 1801 stand er als Schauspieler und Regisseur im Ensemble des Theaters an der Wien.

L.: Portheim-Kat. (auch für Leopold S.); P. v. Radics, Die Entwicklung des Bühnenwesens in Laibach, 1912, S. 71, 74ff.; Lebenserinnerungen der K. Schulze-Kummerfeld 2, hrsg. von E. Benezé (= Schriften der Ges. für Theatergeschichte 24), 1915, s. Reg.; Klagenfurt (= Die Städte Dt.Österr. 4), 1929, S. 272f., 276f.; H. Wimmer, Das Linzer Landestheater 1803–1958 (= Schriftenr. des Inst. für Landeskde. von OÖ 11), 1958, S. 15; H. und O. Rudan, Das Stadttheater in Klagenfurt (= Buchr. des Landesmus. für Kärnten 6), 1960, S. 23, 25f.; H. Th. Schneider, in: Carinthia I, 151, 1961, S. 280ff., und 153, 1963, S. 591 (auch für Karoline S.); L. Dušan, in: Maske und Kothurn 12, 1966, S. 222; U. Deck, W. Scholz und das Alt-Wr. Volkstheater, phil. Diss. Wien, 1969, bes. S. 4ff. (auch für Leopold S.), 9ff., 309; O. Rudan, Das Ständ. Theater in Klagenfurt 1810–68 (= Aus Forschung und Kunst 18), 1973, s. Reg. – Leopold S.: (Gothaischer) Theater-Kal. auf das Jahr 1793, 1792, S. 169f. (auch für Josefa S.); Eisenberg, Bühnenlex. (s. u. Scholz Wenzel); Kosch, Theaterlex.; Ulrich (Theater, Tanz und Musik); Wurzbach (s. u. Scholz Wenzel); WStLA Wien (auch für Josefa und Gottfried S.).
(E. Lebensaft – E. Marktl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 52, 1997), S. 129f.
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